Eine Woche nach dem Unglück Gedenkfeier für tote Bergleute in Unterbreizbach

Vor einer Woche starben bei dem schwersten Grubenunglück seit 20 Jahren drei Bergleute durch giftige Gase. Ihre Kollegen und Angehörigen nehmen jetzt mit einer öffentlichen Gedenkfeier Abschied.

Der Schock sitzt auch eine Woche nach dem verheerenden Grubenunglück in Thüringen noch tief: Noch immer legen Anwohner und Angehörige Blumengebinde vor dem Unglücksschacht des Kali- und Salzproduzenten K+S in Unterbreizbach ab. Trauerkerzen und auf halbmast wehende Fahnen erinnern an die drei toten Bergleute, die am Dienstag vergangener Woche bei einem Gasausbruch nach einer Routinesprengung unter Tage ums Leben kamen. "Die Anteilnahme ist schon sehr groß", sagt der Bürgermeister Roland Ernst.

Der rund 3600 Einwohner zählende Ort lebt seit Jahrzehnten mit und vom Kali-Bergbau. "In jeder Familie gibt oder gab es irgendjemanden bei K+S." Am Dienstagnachmittag wollen sich Bergleute und Angehörige während einer öffentlichen Gedenkfeier in Unterbreizbach von den toten Kumpeln verabschieden.

Die drei Bergleute im Alter von 24, 50 und 56 Jahren starben vor einer Woche 700 Meter unter der Erde, als nach einer Sprengung zur Kaligewinnung explosionsartig große Mengen Kohlendioxid freigesetzt worden waren. Der Tod durch die giftigen Gase kam wahrscheinlich in Sekundenschnelle.

Schächte weiterhin gesperrt

Was nach dem Unglück bleibt, ist Fassungslosigkeit über die Katastrophe, die zu einem der schwersten Grubenunglücke in Deutschland gehört. "Das Ausmaß ist für viele einfach unvorstellbar", beschreibt der Bürgermeister die Stimmung.

Das Kailwerk in Unterbreizbach wirkt im Gegensatz zu der sonst üblichen Betriebsamkeit in diesen Tagen verlassen. "Die Arbeit ruht bis auf weiteres", sagt Michael Wudonig, Unternehmenssprecher von K+S. Der Großteil der rund 800 Mitarbeiter zählenden Belegschaft muss derzeit zu Hause bleiben. "Die Beschäftigten bauen Überstunden ab oder nehmen Urlaub."

Noch immer ist die Grubenwehr dabei, die kilometerlangen unterirdischen Gänge vom Kohlendioxid zu befreien. Zwar konnte sie bereits einige Bereiche wieder freigeben, bis zum Sprengungsort sind die Mitglieder der Grubenwehr aber noch nicht vorgedrungen. "Das Kohlendioxid setzt sich in den Mulden ab", beschreibt Wudonig die Schwierigkeit der Arbeiten.

Hoffnung auf schnelle Ergebnisse macht daher auch die mit den Untersuchungen beauftragte Staatsanwaltschaft in Meiningen nicht. "Wir gehen davon aus, dass wir diese Woche noch nicht in den Schacht reinkommen", sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jochen Grundler. Die Ermittler werten derzeit Werksunterlagen aus und befragen Mitarbeiter. Strafrechtliche Anhaltspunkte dafür, dass irgendetwas falsch gemacht worden sei, gebe es bislang nicht.

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Annett Gehler, DPA

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