Bei Festnahme brutal getötet "Buchstäblich zu Tode gefoltert" - Familie von George Floyd verklagt Polizisten und die Stadt Minneapolis

Seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz gibt es in den USA Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus. Jetzt verklagt Floyds Familie nicht nur die beteiligten Polizisten – sondern auch die Stadt Minneapolis. Äußerungen des Anwalts spiegeln die Wut der Familie wider.

George Floyd starb vor knapp zwei Monaten bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Jetzt hat die Familie des Afroamerikaners Klage gegen die US-Stadt Minneapolis und die vier beteiligten Polizisten wegen widerrechtlicher Tötung eingereicht. "Während ganz Amerika mit der öffentlichen Gesundheitskrise der Coronavirus-Epidemie zu kämpfen hat, muss sich das schwarze Amerika mit einer weiteren Pandemie der Polizeibrutalität auseinandersetzen", sagte Anwalt Benjamin Crump am Mittwoch (Ortszeit) vor einem Bundesgericht in Minneapolis.

Der 46-jährige Floyd war am 25. Mai unter dem Verdacht eines kleinen Falschgelddelikts von den Polizisten festgenommen worden – er soll mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt haben. Ein Polizist hatte dem am Boden liegenden Mann knapp neun Minuten lang sein Knie in den Nacken gedrückt. Floyds Tod löste landes- und weltweite Demonstrationen gegen exzessive Polizeigewalt und Rassismus aus – auch, weil mehrere Videos die brutale Festnahme dokumentierten. Der Festgenommene hatte geklagt, er bekomme keine Luft mehr.

Anwalt Benjamin Crump
Anwalt Benjamin Crump
© Kerem Yucel / AFP

Dem Haupttäter wird "Mord zweiten Grades" zur Last gelegt. Das entspricht in etwa einem Totschlag in einem besonders schwerem Fall und kann mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden. Die insgesamt vier beteiligten Polizisten wurden am Tag nach Floyds Tod aus dem Polizeidienst entlassen.

Die Beamten hätten bei dem Einsatz übermäßige und ungerechtfertigte Gewalt angewandt und damit die Grundrechte Floyds verletzt, teilte Anwalt Crump mit Hinweis auf die Klageschrift mit. Der Stadtverwaltung warf der Jurist "bewusste Gleichgültigkeit" vor, denn sie habe es versäumt, gegen gefährliche Polizeipraktiken vorzugehen und ihre Polizeibeamten richtig zu schulen. Sie habe dadurch eine Kultur exzessiver Gewalt und Straflosigkeit gefördert.

Tod von George Floyd geschah "nicht in einem Land der Dritten Welt"

"Er (Floyd) wurde buchstäblich zu Tode gefoltert, nicht in einem Land der Dritten Welt, sondern hier in Minneapolis, im Bundesstaat Minnesota, in den Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 2020", ergänzte Crump.

Ein Anwalt der Stadtverwaltung nannte Floyds Tod eine "Tragödie" und kündigte an, die Klage werde geprüft. Wichtig sei, dass das Verfahren gegen die beschuldigten Polizisten störungsfrei ablaufe. Das Hauptverfahren gegen sie soll im März 2021 beginnen.

Zur Höhe von Entschädigungsforderungen der Familie bei der Zivilklage machte der Anwalt keine Angaben. Ziel des Anwaltsteams sei aber, es für die Polizei künftig abschreckend teuer zu machen, "marginalisierte Menschen, vor allem Schwarze, unrechtmäßig zu töten".

Im Mai 2019 war die Stadt Minneapolis zur Zahlung von 20 Millionen Dollar (17,6 Millionen Euro) an die Hinterbliebenen einer Yoga-Lehrerin verurteilt worden, die von einem Polizisten getötet worden war, als sie in ihrem Auto saß.

AFP · DPA
anb

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