Flüchtlingsboot vor Lampedusa 100 Menschen sterben auf Überfahrt

Neues Flüchtlingsdrama vor Lampedusa: Insassen eines Bootes, das vor der italienischen Insel von der Küstenwache gerettet wurde, berichteten von bis zu 100 Menschen, die die Überfahrt nicht überlebt haben. Die Behörden wollen diese Zahl bisher nicht bestätigen.

Auf einem Flüchtlingsschiff aus Libyen sind Augenzeugen zufolge während der Überfahrt nach Italien etwa 100 Menschen gestorben. Eine Marokkanerin, die am Donnerstag zusammen mit weiteren Flüchtlingen vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa gerettet wurde, sagte der Nachrichtenagentur Ansa, die Leichen seien ins Meer geworfen worden. Auf dem Boot hätten sich bei dessen Abfahrt in Libyen etwa 300 Menschen befunden. Gestorben seien vor allem Frauen, sagte die Augenzeugin. Andere Flüchtlinge berichteten von "dutzenden" Menschen, die an Hunger und Durst gestorben und dann über Bord geworfen worden seien.

Die Angaben der Marokkanerin standen teilweise im Widerspruch zu denen der italienischen Behörden. Diese teilte mit, vor Lampedusa mehr als 300 Flüchtlinge von einem nur 20 Meter langen Schiff gerettet zu haben. Ein Hafenmitarbeiter gab darüberhinaus aber auch an, dass bei dem Einsatz im Wasser treibende Kleidungsstücke "und vielleicht auch Leichen" gesichtet worden seien. Die Einsatzkräfte hätten dem aber nicht nachgehen können, da die Überlebenden wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes zunächst "schnellstmöglich" an Land gebracht werden mussten.

Boot trieb 36 Stunden auf dem Meer

Laut Küstenwache trieb das Boot bereits länger als 36 Stunden auf dem Meer, als es entdeckt wurde. Viele der Geretteten seien völlig dehydriert gewesen, hieß es. Drei Flüchtlinge, darunter auch eine Schwangere, seien umgehend mit Hubschraubern in Krankenhäuser gebracht worden.

Erst am Montag und Dienstag waren in Lampedusa laut offiziellen Angaben etwa 500 Flüchtlinge angekommen. Auf einem der Boote entdeckte die Küstenwache im Maschinenraum die Leichen von 25 Männern, die dort offenbar an den Abgasen erstickt waren.

Aus Afrika machen sich jedes Jahr tausende Menschen in meist nicht hochseetauglichen Booten auf den Weg, um illegal nach Europa zu gelangen. Die Umbrüche in Nordafrika haben die Lage verschärft.

DPA
dho/DPA

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