Nach dem schwersten Flugzeugunglück in der Geschichte Brasiliens untersuchen die Behörden mögliche Pilotenfehler oder einen technischen Defekt an dem Airbus A320. Eine Videoaufzeichnung der Luftwaffe warf die Frage auf, warum der Airbus vier Mal schneller als andere Flugzeuge über die Landebahn raste, bevor er in ein Gebäude krachte. Der brasilianische Fernsehsender Globo berichtete, dass die Schubumkehr vom rechten Triebwerk deaktiviert gewesen sei.
Die Staatsanwaltschaft in Sao Paulo beantragte unterdessen bei einem Bundesgericht, den geschäftigsten Flughafen Brasiliens bis zur Erneuerung der kurzen Landebahnen zu schließen. Staatsanwalt Marcio Schusterschitz sagte, das Leben von Menschen sei wichtiger als Geld.
Vierfache Geschwindigkeit
Als eine mögliche Unglücksursache gilt auch die regennasse Landebahn von Congonhas, die zwar kürzlich erneuert, aber noch nicht mit Ablaufrillen für Regenwasser versehen ist. Eine richterliche Entscheidung wird frühestens am kommenden Montag erwartet. Congonhas ist wegen seiner nur 1.900 Meter langen Landebahn in Pilotenkreise als "Flugzeugträger" berüchtigt, wegen seiner guten Erreichbarkeit nur sechs Kilometer vom Zentrum der größten brasilianischen Stadt bei Reisenden aber beliebt.
In dem Luftwaffenvideo fällt eine hohe Geschwindigkeit bei der Landung auf. Der Airbus scheint wieder durchzustarten, setzte wieder auf, flog gerade noch über eine viel befahrene Fernstraße und krachte dann in ein Gebäude. 186 Flugzeuginsassen und mindestens drei Menschen in dem Gebäude kamen ums Leben. Der Präsident der Nationalen Flughafenbehörde Infraero, Jose Carlos Pereira, sagte, ihn mache das hohe Tempo bei der Landung stutzig, die vom Video eingefangen worden sei. Die Analyse der in der Black Box gespeicherten Flugdaten werde darüber in Kürze Aufschluss geben.
Offenabr war Schubumkehr bei einem Triebwerk deaktiviert
"Aus irgendeinem Grund bremste das Flugzeug nicht ab. Etwas passierte und der Pilot beschleunigte aus irgendeinem Grund das Flugzeug." Der Luftverkehrsexperte Elias Gedeon betonte, über die Ursache des Unglücks und das Verhalten des Piloten könne noch nichts gesagt werden. "Unterm Strich wissen wir noch nicht, was passiert ist. Warum war er so schnell? Konnte er nicht stoppen? War Wasser auf der Landebahn? Lag es an seinem Können? Wir wissen es nicht."
Der Fernsehsender Globo berichtete, an dem Airbus sei vier Tage vor dem Unglück am Dienstag sei ein nicht identifiziertes Problem am Umkehrschub des rechten Triebwerks festgestellt worden. TAM gab keine Einzelheiten zu dem Problem bekannt; Mitarbeiter der Fluggesellschaft sagten aber in dem Globo-Bericht, die von der brasilianischen Luftfahrtbehörde genehmigten Wartungsrichtlinien von Airbus besagten, dass das Problem innerhalb von zehn Tagen identifiziert werden müsse und das Flugzeug bis dahin weiter eingesetzt werden könne.