Die Hochwasserwelle der Neiße hat auf dem Weg nach Norden Bad Muskau erreicht. Das teilte das Landeshochwasserzentrum in Dresden am Montagvormittag mit. Sprecherin Karin Bernhardt sagte der Nachrichtenagentur DAPD, die Welle sei noch etwas abgeflacht, komme aber zügig voran. Bedroht ist in Bad Muskau auch der Fürst-Pückler-Park, der auf der UNESCO-Liste des Welterbes steht. Am Mittag wurden die ersten Flächen nach Angaben von Beobachtern überschwemmt. Der Park "läuft schon voll", bestätigte ein Sprecher des Katastrophenschutzstabes um 12:43 Uhr.
Andreas Johne vom Katastrophenschutzstab des Landkreises Görlitz sagte dem DAPD, das etwas erhöht in dem Park liegende Schloss und die Stadt seien mit Sandsäcken gesichert worden. "Wir hoffen, dass wenigstens dort möglichst wenig Schaden entsteht."
Hunderte Helfer hatten zuvor mehr als 10.000 Sandsäcke gegen die Fluten aufgestapelt. Vorsorglich wurden rund 100 Menschen aus dem Ortsteil Sagar in Sicherheit gebracht, weil befürchtet wurde, dass dort ein Deich bricht und Häuser überflutet werden könnten.
Unterdessen bereitet sich Brandenburg auf das nahende Hochwasser vor. Bedroht waren zunächst vor allem Orte an der Neiße in Südbrandenburg. Auch an der Oder, in die bei Ratzdorf die Neiße mündet, sollen die Pegel steigen. "Große Sorge bereitet uns auch die Spree", sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude.
Dort werden nach starken Niederschlägen der vergangenen Tage Pegelstände vorhergesagt, wie es sie seit 1981 nicht mehr gegeben hat. Allerdings hofft der Krisenstab, den Zufluss in die Spree über die Talsperre Spremberg etwas regulieren zu können, damit die Pegel weniger schnell steigen. Am Staudamm war in den vergangenen Wochen für Bauarbeiten Wasser abgelassen worden. "Das gibt jetzt die Chance, die Hochwasserwelle für zwei bis drei Tage zwischenzuspeichern", erläuterte Freude.
Für Spree und Neiße soll spätestens Dienstagmorgen die höchste Alarmstufe 4 ausgerufen werden. Damit käme die Flut wegen großflächiger Überflutungen in Sachsen langsamer als zunächst erwartet. Nach Spremberg, Forst und Guben an der polnischen Grenze wurden bereits Zehntausende Sandsäcke gebracht.
In Ostsachsen beginnen die Aufräumarbeiten
Während die Menschen in Bad Muskau und weiter nördlich in Brandenburg noch bangen mussten, ging das Hochwasser in Ostsachsen bereits deutlich zurück. Vielerorts konnten die Menschen in ihre Häuser zurückkehren. Dort begannen die Aufräumarbeiten. In Görlitz funktioniert seit dem Vormittag auch die Trinkwasserversorgung wieder, die teilweise zusammengebrochen war.
Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich rechnet mit massiven Schäden durch das Hochwasser in Sachsen und stellte den Betroffenen Hilfen auf unkompliziertem Weg in Aussicht. Zugleich dringt er auf Aufklärung, wie es zum Bruch der Staumauer in Polen kommen konnte. Eine Staumauer müsse eigentlich so sicher sein, dass dies nicht passiere, erklärte er. Polnische und deutsche Experten sollen in den nächsten Tagen die Mauer untersuchen, um die Gründe für den Bruch herauszufinden.