Darnella Frazier 17-Jährige, die Polizeigewalt an George Floyd publik machte, wehrt sich gegen Anfeindungen

Neues Video aufgetaucht: Drei statt nur einem Polizisten knieten auf George Floyd
© stern.de
Sehen Sie im Video: Drei Polizisten knieten auf George Floyd während eines Polizeieinsatzes in Minneapolis.


Am 25. Mai 2020 stirbt der Afroamerikaner George Floyd nach einem Polizeieinsatz.  


Nun ist ein neues Video der Szene aufgetaucht.  


Es zeigt die Festnahme Floyds aus einer zweiten Perspektive.  


In dem kurzen Video sind nun drei Polizisten zu sehen, die auf dem Mann in Minneapolis knien.  


In der Aufnahme ist deutlich zu hören, wie der 46-jährige Floyd um Gnade bittet: 


"Bitte, lassen Sie mich stehen. Bitte, ich kann nicht atmen." 


Das Augenzeugen-Video soll nur Sekunden vor dem ersten Video der Festnahme, das um die Welt ging, gefilmt worden sein. Das erste Video hatte statt drei einen Polizisten kniend auf Floyds Nacken gezeigt. 


In dem viralen Clip drückt ein weißer Polizist sein Knie mehrere Minuten lang an den Hals des Mannes. 


Floyd stirbt kurz nach dem Polizeieinsatz in einem nahegelegenen Krankenhaus. 


Die insgesamt vier involvierten Polizisten wurden entlassen. Der Beamte, der im Video direkt auf Floyds Nacken kniet, wurde verhaftet und ist wegen Mordes und Totschlags angeklagt.


Der Vorfall sorgt für eine neue Debatte über rassistische Polizeigewalt und löst landesweite Demonstrationen aus. 
Der Fall schockiert derzeit die ganze Welt: Ein Polizist kniet minutenlang auf dem Hals eines afroamerikanischen Mannes, kurz darauf verstirbt dieser. Die junge Frau, die die Polizeigewalt ans Licht brachte, sieht sich nun mit Anfeindungen konfrontiert.

Das Video, das Darnella Frazier auf ihrer Facebook-Seite geteilt hat, ist nur schwer zu ertragen. George Floyd, ein afroamerikanischer Mann aus Houston im US-Bundesstaat Texas, wird von Polizisten nach einer Festnahme zu Boden gedrückt. Drei von ihnen knien auf dem Mann, der von Freunden und Familie nur Big Floyd genannt wurde – einer auf seinem Hals. "Mein Hals tut weh", keucht Floyd, versucht, die Polizisten darauf aufmerksam zu machen, dass sie ihn mit jeder Minute, die sie seinen Körper erdrücken, mehr verletzten, "ich kann nicht atmen". Doch die Beamten bewegen sich nicht. Schließlich trifft ein Krankenwagen ein, der Floyd in ein Krankenhaus bringt, wo der Mann schließlich verstirbt.

Medienberichten zufolge hatten die Beamten George Floyd verdächtigt, in einem Laden mit gefälschten Dokumenten bezahlt zu haben. Daraufhin zogen sie ihn gewaltsam aus seinem parkenden Wagen. In einem Polizeibericht, der kurz nach dem Vorfall veröffentlicht wurde, heißt es, Floyd habe vermutlich unter dem Einfluss von Medikamenten gestanden. Außerdem: "Zu keinem Zeitpunkt wurden Waffen irgendeiner Art genutzt." Hätte Darnella Frazier den Vorfall nicht gefilmt und das Video nicht an die Öffentlichkeit gebracht, wäre vermutlich nie ans Licht gekommen, dass Floyd Opfer brutaler Polizeigewalt wurde. Inzwischen wurden die vier beteiligten Beamten aus dem Dienst entlassen. Das FBI hat die Ermittlungen übernommen.

Junge Frau wird wegen des Videos angefeindet

Doch nicht alle scheinen einverstanden mit Fraziers Einsatz zu sein. In einem Facebook-Post äußerte sich die junge Frau, deren Name nun weltweit in Zusammenhang mit dem Tod George Floyds genannt wird, zu Anfeindungen gegen ihre Person: "Ihr glaubt, dass ich das wegen der Aufmerksamkeit mache? Um Geld zu verdienen? Merkt ihr, wie dumm und arrogant ihr klingt? Ich erwarte nicht, dass jemand, der nicht in meiner Position war, versteht, wie und wieso ich mich gefühlt habe, wie ich mich gefühlt habe. Erinnert euch bitte daran, dass ich 17 Jahre alt bin. Natürlich werde ich nicht hingehen und einen Polizisten angreifen. Was ihr in meiner Position gemacht hättet, ist irrelevant, weil ihr nicht in meiner Position wart."

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Zu kämpfen hätte weitere Personen in Gefahr gebracht, schreibt Frazier in ihrem Post. "Wenn ich nicht gewesen wäre, hätten vier Polizisten noch immer ihre Jobs und wären eine Gefahr für andere. Mein Video ging viral, damit alle sehen konnten, was wirklich passiert ist. […] Die Polizei hätte die ganze Sache vermutlich einfach verschwinden lassen. Dankt mir lieber, als mich anzugreifen. Denn es hätte auch einen von euch geliebten Menschen treffen können und dann hättet ihr die Wahrheit wissen wollen."

Der Fall birgt Ähnlichkeit mit dem des damals 43-jährigen Afroamerikaners Eric Garner. Garner, der unter Asthma litt, war wegen des Verdachts auf Verkauf von unversteuerten Zigaretten festgenommen und von einem Polizisten in den Würgegriff genommen worden, was ihn schließlich das Leben kostete. Auch er hatte in einem Video, das damals veröffentlicht wurde, mehrfach "Ich kann nicht atmen" gesagt. Erst im August 2019, mehr als fünf Jahre nach dem Vorfall, wurde der verantwortliche Beamte des NYPD aus dem Dienst entlassen.

jgs

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