Wer monatelang in einer dunklen Grube ausharrt, für den ist so etwas wie ein Marathon natürlich ein Klacks: Edison Pena hat am Sonntag erfolgreich den New York Marathon beendet. Mit fünf Stunden, 40 Minuten und 51 Sekunden unterbot Pena sogar sein Ziel, die 42,2 Kilometer lange Strecke in rund sechs Stunden zu laufen. Das Besondere daran: Pena gehört zu den 33 Männern, die 69 Tage in rund 700 Metern Tiefe nach einem Felssturz in einem Bergwerk in der Atacama Wüste in Chile eingeschlossen waren.
Die Ziellinie überquerte der 34-Jährige in eine chilenische Flagge gehüllt. Pena hatte das Rennen kurzzeitig unterbrechen müssen, um seine geschwollenen Knie mit Eisbeuteln versorgen zu lassen. "In diesem Marathon habe ich gekämpft", sagte der Bergmann nach dem Wettkampf. "Ich kämpfte mit mir selbst, ich kämpfte mit meinen Schmerzen, aber ich schaffte es bis zur Ziellinie", sagte Pena, der wie die 32 anderen Überlebenden des Minenunglücks als chilenischer Nationalheld gilt. Seine eigene Überwindung solle eine Ermutigung für alle Menschen sein, ihre Schmerzen zu überwinden.
"Ich will das Schicksal besiegen"
Pena hatte unter Tage immer wieder trainiert, um nicht von der Langeweile besiegt zu werden. Pro Tag war er 10 Kilometer gelaufen, keine leichte Übung bei einer Temperatur von rund 30 Grad im Inneren der Mine. "Als ich lief, dachte ich nur, dass ich das Schicksal besiegen will", sagte der Chilene auf einer Pressekonferenz. Er hatte sich die Schäfte seiner Arbeitsstiefel abgeschnitten und war immer wieder durch die langen Gänge der großen Mine gerannt. "Ich habe zu der Mine gesagt: Ich laufe einfach so lange, bis Du meiner überdrüssig wirst."
Der 34-Jährige war in New York wie ein Held empfangen worden, war Ehrengast auf dem Empire State Building und schließlich sogar in der "Late Show" von David Letterman. "Als ich das erste Mal in einer Mine war, wollte ich sofort wieder raus", sagte Pena. "Ach", antwortete Letterman, "das geht den meisten meiner Gäste hier auch so".
Als die Organisatoren des New York Marathons von Penas Training unter Tage hörten, wollten sie ihn als Ehrengast einladen. Vielleicht könne er das Zielband halten oder im warmen Auto die Strecke abfahren, erläuterte die Präsidentin der New York Road Runners, Mary Wittenberg, die Überlegungen. "Ganz ehrlich, es kam uns gar nicht in den Sinn, dass er vielleicht selber laufen wollte", sagte Wittenberg. Genau das wollte Pena aber - und er machte es wahr.