Hurrikan "Katrina" fordert viele Tote

Hurrikan "Katrina" hat New Orleans nur gestreift, schwere Schäden sind dennoch entstanden. Schlimm getroffen wurden die Nachbarstaaten. Die Behörden melden mehr als 50 Tote - und die Rettungskräfte waren noch nicht einmal dort, wo es am schlimmsten ist.

Mindestens 55 Tote, hunderte Ortschaften unter Wasser, zigtausende Häuser beschädigt und Millionen Menschen ohne Strom: Hurrikan "Katrina" hat am Montag eine Schneise der Zerstörung durch Alabama, Louisiana und Mississippi gezogen. "Katrina" ist vermutlich der teuerste Sturm, der die USA je heimsuchte. Die Firma AIR Worldwide taxierte den Schaden auf 26 Milliarden Dollar (21 Milliarden Euro), das wären fünf Milliarden Dollar mehr als "Andrew" die Versicherungen kostete, der 1992 Florida und die Golfküste verwüstete. Der bislang schwerste Hurrikan war "Betsy", der vor 40 Jahren New Orleans unter Wasser setzte und 74 Menschen das Leben kostete.

"Das ist unser Tsunami" sagte der Bürgermeister von Biloxi, A.J. Holloway. In der Kleinstadt an der Küste von Mississippi sind die meisten Opfer zu beklagen. 30 Menschen kamen dort in einem Wohnblock ums Leben, der weitgehend zerstört wurde, wie Jim Pollard vom Katastrophenschutzzentrum des Bezirks Harrison mitteilte. In seinem Bezirk gebe es zwanzig weitere Tote. Drei Menschen wurden in Mississippi von umstürzenden Bäumen erschlagen. Zwei Personen kamen im Nachbarstaat Alabama bei Verkehrsunfällen ums Leben.

Während sich der Hurrikan am Dienstag auf seinem Weg landeinwärts zu einem Tropensturm abschwächte, begannen in den Küstenregionen die teils dramatischen Rettungsaktionen. Besonders in Mississippi wurden weitere Todesopfer befürchtet. "Wir wissen, dass einige Leute in der Falle sitzen, und wir beten, dass sie okay sind", sagte der Gouverneur von Mississippi, Haley Barbour.

US-Präsident George W. Bush rief seine Landsleute auf, für die betroffenen Menschen zu beten. "Ich möchte, dass die Leute dort an unserer Golfküste wissen, dass die Bundesregierung bereitsteht, ihnen zu helfen." Hubschrauber retteten ganze Familien aus ihren umfluteten Häusern, viele Menschen wurden in letzter Minute mit Booten in Sicherheit gebracht. "Das Wasser stieg und stieg und stieg", berichtete Bryan Vernon, der drei Stunden mit seiner Verlobten auf dem Dach saß und um Hilfe schrie.

Mit sintflutartigen Regenfällen und Windgeschwindigkeiten von gut 230 Kilometern pro Stunde war "Katrina" am Montagmorgen über New Orleans hereingebrochen. Allein in der östlichen Gemeinde St. Bernard standen 40.000 Häuser unter Wasser. Das Auge des Sturms zog jedoch östlich an New Orleans vorbei. In New Orleans hielten entgegen den Befürchtungen offenbar die meisten Deiche. Behörden berichteten von 20 Häusern, die zusammengestürzt seien oder einzustürzen drohten. Die Vizepräsidentin des Krankenhauses Tulane University Medical Center, Karen Troyer-Caraway, sagte dem Fernsehsender CNN, das Wasser in der Innenstadt steige, nachdem ein Damm einen Riss erhalten habe. "Wir sind jetzt komplett umrundet von zwei Meter hohem Wasser", sagte sie. Eine Evakuierung des Krankenhauses mit mehr als 1000 Patienten werde erwogen.

Im Französischen Viertel von New Orleans wurden Scheiben eingedrückt, Trümmer waren über die Straßen verteilt. Auch das Dach des Superdome Football-Stadions wurde beschädigt. Dort hatten etwa 10.000 Menschen Zuflucht gesucht, die nicht dem Evakuierungsbefehl folgen wollten oder konnten.

Es ist heiß und grässlich hier

Im Football-Stadion von New Orleans verbrachten knapp 10.000 Menschen die zweite Nacht im Dunkeln. Ohne Klimaanlage war die Luft feucht und stickig. "Es ist heiß, es ist grässlich hier, und jeder will nach Hause", sagte eine 37-Jährige. Die Behörden warnten jedoch vor einer übereilten Rückkehr in die überfluteten Gebiete. Allerdings wurden bis zum Montagabend auch schon drei Plünderer in New Orleans festgenommen.

In den betroffenen Staaten waren mindestens eine Million Menschen ohne Strom, und nach Schätzungen der Behörden könnte es zwei Monate dauern, bis das Stromnetz repariert ist.

Nachdem der Sturm den Osten des Staates Mississippi durchquert hatte, wurden am frühen Dienstagmorgen noch Windböen von 100 Kilometern pro Stunde gemessen. Und die Meteorologen gaben keine Entwarnung. In den kommenden Tagen könnten sich über dem Südosten gefährliche Tornados bilden und zu weiteren Überschwemmungen führen.

Wie Hurrikane entstehen

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