Seit 1989 lebt Mauro Morandi auf der kleinen Mittelmeerinsel Budelli. Er stieß auf seinem Weg in Richtung Pazifik mit ein paar Freunden auf die Insel. Seit dem hat er sie nie mehr verlassen. Kurz nach seiner Ankunft wurde der Posten des Inselwächters der damaligen Privatbesitzer frei – der perfekte Job für Morandi. Besonders am Herzen liegt ihm seit jeher der Erhalt der Natur und des "rosa Atolls". Das ist ein gefährdeter rosafarbener Korallenstrand, der bei Touristen sehr beliebt ist, aber gerade deshalb auch immer wieder vor ihnen geschützt werden muss.
Der 81-Jährige lebt in einer alten Steinhütte. Seinen Strom erzeugt er durch Solarpanele. Licht, Kühlschrank und ein Internetzugang - dem Einsiedler auf Budelli fehlt es nicht an Komfort. Essen bekommt Morandi einmal pro Woche per Boot von der Nachbarinsel Maddalena geliefert. Morgens beim Frühstück redet er mit Vögeln, die durch sein Fenster ein- und ausfliegen, und genießt die Nähe zur Natur. Wenn er gerade nicht dabei ist, Touristen aus verbotenen Arealen zu verscheuchen oder ihren Müll einzusammeln, postet er auf Social Media oder liest Bücher.
Neue Besitzer, neue Sitten
Morandi hatte gehofft, die Insel würde für immer seine Heimat bleiben, doch das Idyll ist bedroht: Nachdem die sardinische Insel mehrfach ihren Besitzer wechselte, gehört sie seit 2015 offiziell zum Nationalpark "La Maddalena“. Und dessen Präsident Fabrizio Fonnesu hat ein Problem mit dem Inselbewohner. "Unsere Priorität ist es, gegen alle illegalen Bauten innerhalb des Parks vorzugehen, einschließlich der Hütte von Mauro und einem ehemaligen Radiosender aus dem Zweiten Weltkrieg", sagte Fonnesu bei CNN. Die Hütte von Morandi soll geräumt und restauriert werden, damit danach ein anderes Projekt auf der Insel beginnen kann.
Morandi hält nicht viel von den Vorhaben des Nationalparks. "Ich bin bereit, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um hier zu bleiben. Selbst wenn das bedeutet, dass sie mich wegschleppen müssen", erklärt er gegenüber CNN. Auf Social Media postet er, dass er Egoismus und Selbstdarstellung nicht leiden kann. Auch bei diesem Streit gehe es ihm nicht darum, seine Lebensweise zu erhalten, sondern die Natur zu schützen.
Räumung schon in Sicht
Morandi fürchtet eine Räumungsklage bis Ende des Sommers. Zur Unterstützung des 81-jährigen haben Freunde eine Online-Petition erstellt, die innerhalb weniger Tage über 2600 Unterstützer auf der ganzen Welt gefunden hat.
Nationalpark-Präsident Fonnesu sagte bei CNN, dass niemand Morandi verjagen wolle. Da die Insel jedoch nun nicht mehr in Privatbesitz sei, hätte er auch kein Recht mehr, dort zu leben. Sein Hausstand sei illegal. Fonnesu versprach jedoch, dass die Nationalparkverwaltung darüber nachdenken wolle, ob vielleicht auch in Zukunft die Position eines Inselwächters notwendig sei.
Morandi genießt die Zeit, die ihm auf Budelli bleibt. Er fürchtet, mit seiner Wahlheimat könnte das Gleiche passieren, wie mit der Schwesterninsel Spargi. Auf dieser war in der Vergangenheit ein Observatorium errichtet worden, welches wenig später von Touristen komplett verwüstet wurde. Morandi hat Angst, sein geliebtes "rosa Atoll“ könnte bald ebenfalls nur noch eine Erinnerung auf alten Postkarten sein.