Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen beginnt um 11.11 Uhr der Straßenkarneval. An Weiberfastnacht oder Altweiber – dem Donnerstag vor Rosenmontag – stürmen vielerorts Frauen die Rathäuser und übernehmen symbolisch das Regiment. Vor allem in Köln zieht der Karnevalsauftakt traditionell viele 10.000 Feiernde von auswärts an.
Nach den Anschlägen in München und an anderen Orten könnte dem einen oder anderen dabei aber auch etwas mulmig zumute sein. In sozialen Netzwerken haben Islamisten zu Anschlägen unter anderem im Kölner Karneval aufgerufen. Das Bundeskriminalamt (BKA) stuft dies jedoch als "Propagandaveröffentlichungen" ein und sieht derzeit keine konkrete Gefährdung. Solche Veröffentlichungen zielten auch darauf ab, die Bevölkerung zu verunsichern, sagte der Einsatzleiter der Kölner Polizei für die Karnevalstage, Martin Lotz, der Deutschen Presse-Agentur.
Trotzdem hält die Kölner Polizei hält die Sicherheitslage für "angespannter als in den Vorjahren". Sie will deshalb in der Spitze rund 1500 Beamte mehr aufbieten als an normalen Tagen. Das Ordnungsamt ist mit mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Einsatz, dazu kommen rund 1200 Beschäftigte einer privaten Sicherheitsfirma. Die Polizei will auch sogenannte Überfahrsperren zum Schutz gegen Angriffe mit Autos aufstellen. Zudem sind Messer-Kontrollen angekündigt. Ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei sagte, auch dort werde man im Vergleich zu den Vorjahren mit verstärkten Kräften auf der Straße sein. Laut Innenminister Herbert Reul (CDU) sind an Weiberfastnacht in ganz NRW 9900 Polizisten im Einsatz, 2500 mehr als an einem regulären Donnerstag. "Gehen Sie raus, feiern Sie Karneval und genießen Sie die jecken Tage", sagte Reul der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".
Anschlagsdrohungen gegen Köln und Nürnberg
Über den Anschlagsaufruf hatte die "Bild" berichtet. Auf einer Website der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) ist demnach ein Plakat mit vier Anschlagszielen zu sehen, davon zwei in Köln, eines in Nürnberg und eines in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam.
Eine Polizeisprecherin in Nürnberg sagte: "Wir haben keine Erkenntnisse auf konkrete Anschlagspläne oder eine konkrete Gefährdung. Das ändert nichts an unseren bisherigen Plänen."
Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Aufrufe seien bekannt und würden auch ernst genommen. Das deckt sich mit der aktuellen Gefährdungsbewertung, wonach eine abstrakt hohe Gefahr besteht, hieß es. Neu seien solche Aufrufe zu Gewalttaten über IS-Propagandakanäle nicht.
Karneval mit strengerem Sicherheitskonzept
In der vergangenen Woche hatte die Kölner Polizei bereits mitgeteilt, dass sie sich nach dem Anschlag in München und anderen Gewalttaten in Deutschland mit einem strengen Sicherheitskonzept auf die Karnevalstage vorbereite. "Die Sicherheitslage nach den Taten radikalisierter Einzeltäter ist angespannter als in den Vorjahren", hatte Lotz gesagt. Konkrete Hinweise auf Anschlagspläne gebe es zwar nicht – umso mehr sei man aber gefordert, auf alles eingestellt zu sein.
Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Details zum Sicherheitskonzept aktualisiert.