Seit zwei Wochen befindet sich die chinesische Metropole Xi'an im Komplett-Lockdown. Die 13 Millionen Einwohner:innen sind dadurch nahezu komplett von der Außenwelt abgeschottet: Die meisten Geschäfte sind geschlossen, Einkäufe sind nur noch alle drei Tage erlaubt. Zuletzt wurden die Regeln noch weiter verschärft: Vielen Bewohnern wurde gesagt, dass sie nur noch das Haus verlassen dürfen, um sich auf das Coronavirus testen zu lassen.
Je länger der Lockdown dauert, desto mehr nimmt die Verzweiflung in der Bevölkerung zu. Lebensmittel können nur noch bestellt werden, doch die Lieferungen treffen nicht immer ein. So haben einige Bewohner:innen kaum noch Essensvorräte zur Verfügung. In der Stadt in Zentralchina hat sich dadurch eine Art Schwarzmarkt gebildet, berichtet die BBC unter Berufung auf Social-Media-Posts aus Xi'an. Ratlose Chines:innen würden jetzt Gegenstände und technische Geräte gegen Lebensmittel tauschen.
Lockdown in China: iPhones werden gegen Lebensmittel getauscht
Der Wechselkurs: Zigaretten gegen Kohl, Geschirrspülmittel gegen Äpfel, für Damen-Hygieneartikel bekommt man etwas Gemüse. Ein User hat laut BBC sogar seine Nintendo Switch gegen Instant-Nudeln und Brötchen getauscht. Auch iPhones und Tablets werden zum Tausch gegen Reis angeboten. "In Xi'an wird jetzt mit allem gehandelt", sagte ein Bewohner dem Sender Radio Free Asia. "Die Menschen tauschen ihren Kram mit den Nachbarn aus dem gleichen Gebäude, weil sie nichts mehr zu essen haben."
Auf herkömmlichem Weg an Nahrungsmittel zu kommen, gestaltet sich schwierig. Die Bewohner:innen dürfen ihre Häuser kaum noch verlassen, die Ausgangssperre wird von der Polizei scharf überwacht und notfalls gewaltsam durchgesetzt. Wer es dennoch in ein Geschäft schafft, muss völlig überteuerte Preise für Lebensmittel bezahlen. Vor allem frische Waren sind nahezu unbezahlbar, berichten Einwohner:innen von Xi'an auf ihren Social-Media-Kanälen.

Zwar bemüht sich die Regierung, die Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen und dies auch öffentlichkeitswirksam darzustellen. Doch viele User auf den Plattformen beschweren sich darüber, dass die Lieferungen zu gering ausfallen und außerdem wohlhabende Bewohner oder Parteifunktionäre bevorteilt werden.
Tiefgefrorene Traumlandschaften: So bunt leuchten Chinas Eispaläste

Lockdown in Xi'an soll erst aufgehoben werden, wenn es keine Infektionen gibt
Xi'an kämpft gegen den größten Corona-Ausbruch in China seit Monaten. Seit dem 9. Dezember wurden in Xi'an mehr als 1500 Fälle der Delta-Variante des Coronavirus gemeldet. Allerdings berichteten die chinesischen Behörden zuletzt von "positiven Veränderungen" in der Millionenstadt, die Zahl der Neuinfektionen sei rückläufig. Der Lockdown soll erst wieder aufgehoben werden, wenn es keine neuen Infektionen mehr gibt.
China, das eine Null-Covid-Politik verfolgt, hat das Virus weitgehend in den Griff bekommen. Seit mehr als einem Jahr ist es um die Pandemielage in der Volksrepublik deutlich besser bestellt als in vielen anderen Ländern. Vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking Anfang Februar wollen die Behörden das Virus unbedingt eindämmen. Dabei greifen sie zu drastischen Maßnahmen. So wurde auch in der ostchinesischen Stadt Yuzhou (1,1 Millionen Einwohner) ein Lockdown verhängt – wegen drei Neuinfektionen, alle von ihnen asymptomatisch.
Quellen: BBC / "Radio Free Asia" / AFP / DPA