Feuer im Grenfell Tower Eine angekündigte Katastrophe - Bewohner warnten vor dem Brand

Ausgebrannter Grenfell Tower
Es ist genau das passiert, wovor die Bewohner des Grenfell Towers schon seit langem gewarnt hatten: Eine Brandkatastrophe hat das Gebäude völlig zerstört.
© Victoria Jones/PA/AP)
Es ist passiert, wovor die Bewohner des Grenfell Towers schon seit langem gewarnt hatten: Eine Brandkatastrophe hat den Londoner Wohnturm zerstört. Ein Blog dokumentiert, wie wenig sich der Vermieter um das Hochhaus gekümmert hat.

Der Grenfell Tower im Westen Londons ist eine dieser stadtplanerischen Monstrositäten aus den 70er Jahren. 120 Wohnung verteilt auf 24 Stockwerke, hingeklotzt und allein gelassen. In die biedere wie teure Ecke Kensingtons passt das Hochhaus so gut wie ein Glas Milch in den Pub. Die optische Beleidigung ist aber offenbar das kleinere Problem des Grenfell Towers. Oder vielmehr war. Die Bewohner des Wohnturms beklagen bereits seit Jahren den kläglichen Zustand ihres Hauses. Im Blog der "Grenfell Action Group" geht es an zahllosen Stellen um fehlende Fluchtwege, kaputte Wasser- und Stromleitungen. Und sehr oft um Brandgefahr.

Bewohner warnten vor Katastrophe

Im November vergangenen Jahres etwa schrieben die Hausbewohner sorgenvoll: "Es ist ein wahrlich erschreckender Gedanke, aber vermutlich wird nur eine Katastrophe die Unfähigkeit und Inkompetenz unserer Vermieter entlarven. Nach unserer Überzeugung wird ein schwerwiegender Brand im Turm der wahrscheinlichste Grund dafür sein, dass die Verantwortlichen vor Gericht landen werden." Dieser Kassandraruf ist nun traurige Realität geworden.

Der Grenfell Tower ist im Besitz der "Kensington and Chelsea Tenant Management Organisation" (KCTMO), dem größten Verwalter staatlichen Wohneigentums in England. Glaubt man den Bewohnern des Hauses, vernachlässigt KCTMO den Block beinahe systematisch. "Wir glauben, dass die KCTMO eine üble, prinzipienlose Mini-Mafia ist, die nicht in der Lage ist, sich um ihr Tagesgeschäft zu kümmern. Ihre schäbige Zusammenarbeit mit dem RBKC Council (die Gemeindeverwaltung von Kensington und Chelsea, d. Red.) ist das beste Rezept für eine künftige Katastrophe."

Kurzschlüsse zerstörten Computer

2013 etwa beklagten Autoren des Blogs, dass es zu Kurzschlüssen in der Stromversorgung gekommen sei. Bewohner seien aufgewacht, weil es in den Wohnungen aus einigen Elektrogeräten gequalmt habe, einige seien dadurch zerstört worden, vor allem Computer. Auch die Wasserversorgung sei davon betroffen gewesen, heißt es. Die Hausverwaltung habe zwar auf die massiven Beschwerden reagiert, aber offenbar nur sehr zäh und widerwillig.

Im selben Jahr wurde offenbar auch die Straßenführung rund um den Grenfell Tower geändert, inklusive der Zahl an Parkplätzen. Weil die Zufahrt dadurch nur noch über die naheliegende Hauptstraße möglich war, "sei es Feuerwehrfahrzeugen nicht mehr möglich, vernünftig zu rangieren." Im Februar 2013 machte die Grenfell Action Group darauf aufmerksam, dass die Notbeleuchtung am einzigen Fluchtweg nicht mehr funktioniere. Laut dem Blog habe die KCTMO schlicht geleugnet, dass es Probleme gebe, ohne jedoch jemanden vorbei zuschicken, der die Sache überprüft.

Renovierung für zehn Millionen Euro

Die jahrelangen Klagen der Bewohner wurden irgendwann doch noch erhört. Von 2014 bis 2016 wurde der gesamte Wohnblock für umgerechnet knapp zehn Millionen Euro renoviert. Dabei wurde unter anderem eine neue Heizungsanlage eingebaut und die Außenwand mit einer gedämmten Vorhangfassade versehen. Was die Energiekosten senken sollten, könnte möglicherweise als Brandbeschleuniger gewirkt haben. Experten vermuten, dass sich das Feuer im Grenfell Tower vor allen über die nagelneue Fassade ausgebreitet hat.

nik

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