Mädchen überlebt Absturz "Ich hörte Stimmen im Dunkeln"

Als die 14 Jahre alte Bahiya Bakari nachts im Indischen Ozean trieb, an ein Wrackteil des abgestürzten Airbus geklammert, hörte sie Menschen sprechen. Dann wurde es still und um sie herum schwarz, wie sie ihrem Vater sagte. Berichte über ein zweites Kind, das die Flugzeugkatastrophe vor den Komoren überlebt haben könnte, sind offenbar falsch.

Eine gerettete Passagierin des vor Afrikas Ostküste abgestürzten Airbus, die 14-jährige Bahiya Bakari, hörte nachts Menschen reden, als sie im Wasser trieb. Das sagte ihr Vater am Mittwoch dem französischen TV-Sender i-télé. Er habe mit seiner Tochter im Krankenhaus in Moroni telefonieren können, sagte Kassim Bakari. Sie habe gesagt: "Papa, wir sind ins Wasser gefallen. Ich habe Leute gehört, die sprechen. Doch ich habe niemanden gesehen. Um mich herum ist alles schwarz gewesen." Einige Stunden später habe sie die Retter kommen sehen. Demnach haben wahrscheinlich mehrere Insassen des am Dienstag in den Indischen Ozean gestürzten Airbus den Absturz zunächst überlebt.

Seine Tochter habe kaum schwimmen können, sagte Bakari dem französischen Radio RTL. "Sie ist ein sehr ängstliches Mädchen. Ich hätte nie gedacht, dass sie das auf diese Weise überstehen würde."

Ein Helfer sagte im Radiosender Europe 1, das Mädchen sei im Wasser treibend entdeckt worden. Den Rettungsring, den man ihr zugeworfen habe, habe sie nicht greifen können, sagte Said Abdilai. Daraufhin sei er selbst ins Wasser gesprungen und habe geholfen, sie herauszuziehen. An Bord eines Schiffs bekam das am ganzen Leib zitternde Kind zuerst warmes Wasser mit Zucker. Anschließend wurde sie ins El-Mararouf-Krankenhaus in Moroni gebracht, der Hauptstadt der Komoren.

Der Name des wundersam geretteten Mädchens heißt auf Deutsch "Hoffnung". Seine Tochter habe ihm gesagt, es gehe ihr gut, sagte Bakari Kassim. "Ich habe vom Arzt die Bestätigung, dass es gewisse Verbrennungen gibt. Aber im Augenblick gibt es nichts Schlimmes."

Bahiya hatte nach der Rettung zunächst geweint und nach ihrer Mutter gefragt, die mit im Flugzeug gesessen hatte. Sie wurde bislang nicht gefunden. Die Familie, die in einem Pariser Vorort lebt, hatte das Mädchen mit der Reise auf die Komoren mit der Kultur ihrer Vorfahren vertraut machen wollen.

Berichte über einen zweiten Überlebenden wies der französische Staatssekretär Alain Joyandet am Mittwoch zurück. "Diese Information ist falsch", sagte Joyandet dem Sender Radio France Info. Der für die Entwicklungshilfe zuständige Staatssekretär hält sich zurzeit in Moroni auf, um bei der Koordinierung der Bergungsarbeiten zu helfen. Zwei Ärzte des Hauptstadt-Krankenhauses hatten zuvor berichtet, sie seien angewiesen worden, sich auf die Ankunft eines zweiten Überlebenden, ein Kind, vorzubereiten.

Flugschreiber geborgen

Unterdessen wurden beide Black-Box-Geräte der Unglücksmaschine geortet und offenbar auch geborgen, wie Minister Joyandet mitteilte. Von der Auswertung der Daten erhoffen sich die Ermittler Erkenntnisse, warum der aus dem Jemen kommende Airbus A310 etwa 34 Kilometer vor dem Flughafen Moroni ins Meer stürzte. Nach Angaben der jemenitischen Behörden könnten Turbulenzen eine Rolle gespielt haben.

Bei der Unglücksmaschine wurden nach Angaben der französischen Regierung vor zwei Jahren zahlreiche Mängel festgestellt. Bei Flügen in Europa wurde dieser Airbus deswegen nicht mehr eingesetzt. Die Passagiere des Flugs auf die Komoren kamen aus Paris; bei der Zwischenlandung im Jemen mussten sie das Flugzeug wechseln.

Der Vizepräsident der Komoren, Idi Nadhoim, kritisierte am Mittwoch die französischen Behörden, dass sie die Information über Unregelmäßigkeiten bei der Unglücksmaschine nicht weitergeleitet hätten. Der abgestürzte Airbus A310 wurde nach Angaben des Herstellers 1990 in Betrieb genommen und legte 51.900 Flugstunden zurück. 1999 wurde die Maschine von der Fluggesellschaft Yemenia übernommen. Bei den meisten Passagieren handelte es sich um Komorer aus Frankreich, die ihren Urlaub bei ihren Familien in der ehemaligen Kolonie verbringen wollten.

AP · DPA
zen/DPA/AP/AFP

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