Nur ein paar Kratzer. Das ist - zumindest körperlich - alles, was ein fünfjähriges Mädchen davongetragen hat. Wäre es nach ihrem Vater gegangen, würde die Kleine nicht mehr leben.
Denn laut übereinstimmenden Berichten von US-Medien ist ein 45-jähriger Mann mit seiner fünfjährigen Tochter gegen 8 Uhr am Montagmorgen an der New Yorker Haltestelle Kingsbridge Road vor eine Metro gesprungen. Ein Augenzeuge schreibt auf Twitter, der Mann habe das Mädchen an der Hand gehalten, die "New York Post" schreibt, er habe sie im Arm gehalten. Jedenfalls ist der Mann aus der Bronx ums Leben gekommen, seine Tochter ist aber offenbar zwischen die Schienen gefallen und war noch klein genug, um unter den Zug zu passen.
Helfer während Rettung beklaut
Ein Augenzeuge berichtet der "New York Times", das Mädchen habe neben dem Leichnam seines Vaters gelegen. "Das Einzige, was sie sagte, war 'Papa, mein Papa'", sagte er. Ein Video auf Twitter zeigt, wie Augenzeugen dem Mädchen unter dem Zug hervor helfen und es zurück auf den Bahnsteig heben, wo sich Frauen um die Kleine kümmern. Einer der Helfer auf den Gleisen beklagt in der "New York Times", dass viele auf dem Bahnsteig erst einmal ihre Handys gezückt hätten, statt zu helfen. Außerdem habe er vor dem Sprung ins Gleisbett seine Tasche auf dem Bahnsteig gelassen. Die sei nach der Rettungsaktion verschwunden gewesen. "Warum tut jemand so etwas?", sagte er. "Ich rette Leben und jemand nimmt meine Tasche."
"Sie hatte Glück", sagte die Polizei der "New York Post" über das Kind. "Es ist erstaunlich, dass sie noch lebt." Unter Berufung auf offizielle Stellen berichtet die "New York Times", das Mädchen sei in ein Krankenhaus gebracht worden, wo es seine Mutter wiedergesehen habe. Demnach ist das Kind in Begleitung seiner Mutter gegen 17.30 Uhr wieder nach Hause gekommen. Die Mutter habe den wartenden Journalisten gesagt: "Das Mädchen ist in perfektem Zustand. Ich danke Gott und den Engeln, die über sie gewacht haben. Alles ist in Ordnung, außer dass ich jetzt keinen Mann mehr habe."

Mutter hatte schlechtes Gefühl
Die Mutter sagte laut "Fox News" außerdem, sie habe gewusst, dass etwas nicht stimmt, nachdem sie morgens einen Anruf ihres Mannes erhalten habe. "Sie konnte nicht verstehen, was er sagte. Es kam nicht durch", sagte ein Freund der Familie der "New York Post". "Sie fühlte, dass etwas nicht stimmte, also rannte sie zum Zug." Ob sie dort ansehen musste, was passiert ist oder ob sie jemand über den Vorfall informiert hat, berichten die US-Medien nicht.
Die Kratzer der Fünfjährigen werden schnell verheilt sein. Mit dem Trauma und dem Tod ihres Vaters wird sie wohl länger zu kämpfen haben.
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.
Quellen: New York Times, Fox News, New York Post.