"Das ist liebenswert", sagt Kendall Jones mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ihre schiere Begeisterung ist eigentlich die bittere Bilanz eines "unglaublichen" Videos, dass sie offenbar auf der Jahresversammlung der US-Waffenlobby aufgenommen hat. Darauf zu sehen: Der vierjährige Maverick, der ebenfalls ein breites Grinsen im Gesicht trägt. Und ein Gewehr in der Hand. Binnen weniger Sekunden wechselt der kleine Junge das Magazin der Waffe, lädt durch und betätigt den Abzug - es handelt sich zum Glück um ein Ausstellungsstück, das nicht scharf ist. Und doch ist es eine beunruhigende Demonstration. Für Kendall Jones, die sich auf Twitter "Jägerin" und "Outdoor-Enthusiastin" nennt, ist es: "Richtige Erziehung!"
Mission: Waffenbesitz verteidigen
Wie man diese Szenen für "richtig" halten kann, sorgt auch bei zahlreichen Zuschauern (bis dato: knapp zwei Millionen Aufrufe auf Twitter) des Videos für Kopfschütteln. Geradezu euphorisch spornt Kendall Jones den kleinen Jungen an, sein zweifelhaftes Können unter Beweis zu stellen. Warum?
Nun ja: Kendall Jones hat eine Mission, und zwar die, "über das Second Amendment zu informieren und es zu erhalten", wie sie es auf ihrer Webseite formuliert. Gemeint ist der 2. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten, der 1791 verabschiedet wurde und es verbietet, das Recht auf Waffenbesitz und das Tragen von Waffen einzuschränken. Kurz: Auch Kendall Jones ist ein Teil der US-Waffenlobby und rührt für die NRA die Werbetrommel - etwa, indem sie an Dana Loeschs NRA-Show teilnimmt.
Netz besorgt über Waffen-Expertise des Kindes
Was die Eltern zu dem Können ihres Kindes sagen, ist nicht überliefert. Für "richtige Erziehung", wie Kendall Jones meint, halten es im Netz wohl die wenigsten. Die US-Waffenlobby NRA ist nach Protesten nach dem Schulmassaker in Parkland, Florida, unter wachsendem Druck. Präsident Donald Trump versicherte der Lobby am vergangenen Wochenende bei ihrer Jahresversammlung in Texas seine Unterstützung. Nach dem Schulmassaker hatte Trump zunächst eine Verschärfung der Waffengesetze befürwortet, war aber später davon wieder abgerückt.
