Ölkatastrophe im Golf von Mexiko Einsatzkräfte schließen erstes Leck

Endlich ein Erfolgserlebnis im Kampf gegen die Ölpest vor der US-Küste. BP konnte zumindest eines der drei Lecks schließen. Nun bereiten sich die Einsatzkräfte auf die entscheidende Rettungsaktion vor.

Fortschritt im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko: Dem BP-Konzern ist es am Mittwoch gelungen, das kleinste von drei Lecks am Meeresboden zu schließen. Knapp zwei Wochen nach dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" begann BP außerdem mit einem spektakulären Manöver zum Abdichten der Hauptquelle für den Ölzufluss: In Louisiana brach ein Schiff mit einer 113 Tonnen schweren und 12 Meter hohen Stahlkuppel auf - sie soll in den nächsten beiden Tagen über das sprudelnde Bohrloch in 1500 Metern Tiefe gestülpt werden. BP will das darin aufgefangene Öl dann auf ein Bohrschiff leiten. Der Konzern hofft, dass das komplizierte System innerhalb von sechs Tagen einsatzbereit ist.

Eine derartige Aktion so tief im Meer hat es bisher noch nie gegeben. BP-Manager Doug Suttles sagte, dass es angesichts der Schwierigkeiten zunächst "frustrierend" werden könne, aber: "Ich bin überzeugt, dass wir sie (die Kuppel) zum Funktionieren bringen."

Das Leck, das ein Unterwasserroboter mit einem Ventil schließen konnte, ist eines von drei, aus denen seit nunmehr fast zwei Wochen täglich mindestens 700 Tonnen Rohöl ins Wasser fließen. Bereits am Dienstag hatte Suttles deutlich gemacht, dass sich der Ölaustritt durch das Abdichten dieses kleinsten Lecks kaum verringern werde. Aber es sei ein Fortschritt: Man habe es bei den weiteren Arbeiten nur noch mit zwei statt drei undichten Stellen zu tun.

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Gutes Wetter hilft den Einsatzkräften

Die Hoffnungen konzentrieren sich jedoch auf die rund 113 Tonnen schwere Stahlkuppel: Sie könnte, wenn alles klappt, nach Expertenangaben den Ölfluss aus dem Bohrloch zu 80 Prozent stoppen - so lange, bis das endgültige Abdichten der Lecks gelungen ist. Nach dem exakten Absetzen des Behälters in 1500 Metern Tiefe müssen noch Leitungen von der Konstruktion zu einem Bohrschiff gelegt werden.

Und das Wetter spielt weiter mit: Günstige Winde halten den Ölteppich weiter vom Festland fern, die Einsatzleiter erwarten, dass das mindestens bis zum Wochenende so bleibt. Damit erhalten die etwa 7500 Einsatzkräfte zusätzlich Zeit, um die Säuberungsarbeiten und Schutzmaßnahmen für die Küstenregion mit Hochdruck voranzutreiben. So wurde auch am Mittwoch daran gearbeitet, schwimmende Barrieren auszulegen, Öl abzuschöpfen und durch Chemikalien auf der Wasseroberfläche und unter Wasser in der Nähe der Lecks aufzubrechen.

Politischer Druck auf BP wächst

Inzwischen werden in Washington die Rufe lauter, BP nicht nur für die Reinigungsarbeiten, sondern auch für die zu erwartenden Schäden für die Umwelt und die Wirtschaft in vollem Umfang zur Kasse zu bitten. Zwei demokratische Senatoren im Kongress wollen erreichen, dass eine bestehende gesetzliche Obergrenze für derartige Schadensersatzleistungen von 75 Millionen Dollar auf zehn Milliarden Dollar (7,7 Milliarden Euro) erhöht wird.

Nach Medienberichten findet ihr Vorstoß immer mehr Unterstützung. Der Kommunikationsdirektor im Weißen Haus, Dan Pfeiffer, sagte in einem Blog, dass auch Präsident Barack Obama eine deutliche Anhebung unterstütze. BP-Chef Tony Hayward hatte versichert, dass der Konzern seiner Verantwortung gerecht und alle "legitimen" Ansprüche befriedigen werde.

DPA
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