Ostsee-Fähre in Brand Technischer Defekt an LKW offenbar Ursache für Explosion

Besatzung und Passagiere sind gerettet, die "Lisco Gloria" steht noch immer in Flammen. Unterdessen suchen die Behörden nach der Ursache für die Explosion, die die Fähre "Lisco Gloria" in der Nacht in Brand setzte.

Nach einer Explosion sind in der Nacht zum Samstag in der Ostsee alle 249 Menschen von Bord der litauischen Fähre "Lisco Gloria" evakuiert worden. Auslöser der Explosion auf dem Oberdeck des Schiffes war offenbar ein technischer Defekt an einem Lkw. 28 Menschen erlitten eine Rauchvergiftung. Das Fährschiff "Deutschland" brachte den größten Teil der Menschen nach Kiel. Drei Verletzte wurde per Hubschrauber ausgeflogen. Der Havarist brannte am Samstagnachmittag südlich der dänischen Insel Langeland in der Ostsee noch immer.

"Vieles spricht für die Annahme einer technischen Ursache an einem der transportierten Lkw", sagte der Leiter des Lagezentrums der Polizei im Kieler Innenministerium, Joachim Gutt, am Samstag. Alles andere, insbesondere "eine vorsätzliche, strafbare Handlung oder ein Terroranschlag ist auszuschließen". Die Löscharbeiten an dem 200 Meter langen Havaristen gestalteten sich am Samstag problematisch. "Das Schiff brennt weiter lichterloh", sagte der Sprecher des Havariekommandos, Wolfgang Harlos, in Cuxhaven. Ein Hubschrauber setzte ein "Boarding-Team" auf der "Lisco Gloria" ab. Die vier Spezialisten verankerten das Schiff, damit es nicht weiter in Richtung der dänischen Insel Langeland trieb.

"Wir beschränken uns im Augenblick auf das Kühlen der Außenhaut des Schiffs", sagte Harlos. Die dänischen Behörden beorderten seinen Angaben zufolge ein Ölbekämpfungsschiff zum Havaristen. Probleme bereite den Einsatzkräften, dass nicht unbegrenzt Löschwasser in den Havaristen gepumpt werden könne. Sonst drohe das Kentern des 200 Meter langen Schiffes, an dessen Bord sich zudem noch Treibstoff befinde.

Nach Angaben des Leitenden Notarztes Michael Corzillius wurden 23 Verletzte in Kieler Kliniken gebracht. Einige von ihnen seien bereits wieder entlassen, andere würden über Nacht beobachtet. "Alle Patienten waren leicht bis mittelschwer verletzt", sagte er. Darunter seien auch drei Kinder, ein Säugling und ein Jugendlicher.

An Bord des Schiffes waren neben Dänen, Litauern, Letten, Russen und Argentiniern ersten Angaben zufolge auch 21 Deutsche. Nach Angaben des Deutschland-Geschäftsführers der Reederei DFDS, Heikki Tapionlinna, wollte der größere Teil der Passagiere mit der zweiten von seiner Reederei auf der Strecke Kiel-Klaipeda eingesetzten Fähre, der "Lisco Maxima", noch am Samstagabend in Richtung Litauen aufbrechen. Ein Teil werde die Reise aber auf anderem Weg fortsetzen. "Einige haben Angst", sagte er.

Das Schiff war von Kiel nach Klaipeda (dem früheren Memel) unterwegs und befand sich zum Unglückszeitpunkt nördlich der schleswig-holsteinischen Insel Fehmarn. Kiel hatte die 2002 gebaute "Lisco Gloria" laut Fahrplan am späten Freitagabend verlassen. Nach Angaben des Havariekommandos waren die Fähre "Deutschland" und weitere Schiffe, auch der Bundespolizei, in Sichtweite, sodass sämtliche Passagiere und die Crew schnell vom brennenden Schiff gerettet werden konnten. Einige Passagiere hatten sich vor den Flammen ins Meer gerettet. Angehörige erhalten unter der Telefonnummer 0431-1606666 Auskunft.

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André Klohn, APN

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