Es ist ja so eine Sache mit der Satire. Nicht jeder versteht sie auf Anhieb. Manchmal muss man erste seine Gedanken ordnen. Zudem braucht man Informationen, um das Gezeigte oder Gesagte richtig einzuordnen. Man muss halt wissen, worum es geht. Das Raffinierte daran ist, dass Satire gezielt mit Erwartungen spielt. Sie nutzt den Umstand, dass Menschen oft nur das sehen, was sie sehen wollen.
Auch wenn es totaler Quatsch ist.
Ob die Macher der arabischen Satire-Facebook-Seite Khase sich bei ihrem Witzbild mit Angela Merkel darüber bewusst waren, welche Wirkung sie damit im Ausland erzielen würden, ist nicht bekannt. Anlass für den Gag war der Staatsbesuch der Bundeskanzlerin in Saudi-Arabien Ende April. Die Witzbolde verpassten Merkel auf einem Foto, das im saudi-arabischen Fernsehen gezeigt wurde und die Kanzlerin neben König Salman zeigt, kurzerhand ein Pixel-Kopftuch. Dann posteten sie es auf Facebook.
Kritik am sittenstrengen Saudi-Arabien
Die Absicht der Satiriker war es, die absurde Sittenstrenge in Saudi-Arabien aufs Korn zu nehmen. In dem streng islamischen Land sind Frauen Bürger zweiter Klasse mit stark eingeschränkten Rechten. Sichtbarer Ausdruck ist die Schleierpflicht.
Das Fake-Foto nahm seinen Weg durch das globale Netz. Die Nutzer teilten und kommentierten es tausendfach, auch in Deutschland. Es wurde aber oft nicht als Satire erkannt, sondern für wahr gehalten. Das allerdings ist nicht verwunderlich. Schließlich herrschen in dem Wüstenstaat neben der Unterdrückung von Frauen Gesetze und Strafen, die selbst mit Satire nicht zu ertragen sind. Todesstrafen durch öffentliche Enthauptungen und das Händeamputieren bei Dieben zum Beispiel. Von demokratischen Rechten ganz zu schweigen.
Weltweit glaub(t)en Nutzter folglich, dass das saudi-arabische TV tatsächlich Merkels Haare gepixelt habe, unabhängig von Herkunft oder politischer Einstellung. Wegen der Schleierpflicht. Doch das ist nicht der Fall.

In der arabischen Welt verbreitete sich das Fake-Foto durch einen Tweet der libanesischen Bloggerin Sarah Abdallah rasend schnell, er wurde über 30.000 Mal geteilt. Abdallah beschreibt sich zwar als unabhängig, steht aber dem Assad-Regime in Syrien nah, wie die die Internetseite "bento" schreibt.
Das seriöse Online-Debatten-Magazin "The European" nahm es genauso für bare Münze wie die SPD-Politikerin Lale Akgün. So hat Khase einen echten Viral-Hit gelandet. Und die Satire hat ihr Ziel nicht verfehlt, gerade weil sie viele für wahr hielten.
