Noch immer kann niemand verstehen, was in dem kleinen Örtchen Blacksburg in Virginia vorgefallen ist. Zu groß ist das Entsetzen über das schlimmste Massaker in der Geschichte der USA, bei dem 33 Menschen ums Leben gekommen sind. Und der Amoklauf schockt nicht nur Amerikaner: Selbst Queen Elizabeth, bei Kommentaren zu solchen Vorkommnissen eher zurückhaltend, lässt ausrichten, sie sei "geschockt und betrübt".
Im Internet hat sich die beredete Sprachlosigkeit innerhalb kürzester ein Forum verschafft. Keine 24 Stunden nach den Todesschüssen haben sich alleine auf der Seite der Lokalzeitung "Roanoke Times" fast 2000 Menschen ins Online-Kondulenzbuch eingetragen. Sekündlich kommen neue Beiträge hinzu.
Bei Facebook, einer Netzwerkplattform, beschäftigen sich mehr als 360 Diskussionsstränge mit dem Amoklauf. Unter der Überschrift "16. April 2007 - ein Moment des Schweigens" haben sich im Laufe des Tages 8712 Kommentare versammelt. Die meisten gedenken dabei der Opfer des Todesschützen.
Darunter finden sich auch sehr persönliche Einträge: "Ich hatte einen wunderschönen Traum und erwachte in einem Alptraum", schreibt etwa der Student Tim Hall, und weiter: "jetzt ist einer dieser seltenen Momente, in dem alle auf dem Campus nur das eine Gefühl teilen: Leere."
Andere, die während des Massakers auf dem Uni-Gelände waren, nutzen das Netz, um sich ihre Erlebnisse von der Seele zu schreiben: "Wir sahen immer mehr Polizisten ankommen und zwei Frauen standen plötzlich in unserem Klassenzimmer, um mitzuteilen, dass der Schütze in Norris Hall sei (einer der Wohnhäuser auf dem Campus, Red.). Wir verbarrikadierten uns und sahen in den TV-Nachrichten, wie sich die Zahl der Toten erhöhte. Erst waren es nur zwei, dann sieben, dann 22 … .
"Wann werden wir aus der Geiselhaft der Waffennarren entlassen?"
Die meisten bildungsbürgerlichen Leser der "New York Times" und der "Washington Post" beschäftigen sich vor allem mit den Folgen und Ursachen der Todesschüsse. Und wenig überraschend sind die laschen Waffengesetze in den USA das bestimmende Thema. Die meisten Kommentatoren fordern eine Verschärfung des Waffenerwerbs: "Die NRA (die mächtige US-Waffenlobby, Red.) hat das Blut der Kinder an ihren Händen. Wann wird dieses Land endlich aus der Geiselhaft der Waffennarren entlassen?, fragt etwa C. Mitch. Anderen Gegnern der Waffenlobby würde das nicht weit genug gehen. So schreibt Dan Stackhouse: "Es war gut, dass sich der Schütze selbst getötet hat. Aber ich würde zudem alle nahen Familienangehörigen unwiederbringlich sterilisieren lassen und solange weitermachen, bis dieser Typ von Mensch aus dem Genpool ausgelöscht ist."
Der Amoklauf als Musikclip
Auch die Unterstützer des freien Waffenverkaufs haben sich schnell in die Diskussion eingemischt. In seinem fast fünfminütigen Videoblog lässt der Nutzer "Lewismdmx" den Zuschauer wissen, dass der Amoklauf von Blacksburg natürlich ein tragischer Vorfall sei. "Doch bevor die Debatte über ein Waffenverbot wieder losgeht, will ich Ihnen sagen: Waffen alleine töten nicht. Wenn ein muslimischer Terrorist einen Anschlag verübt, fordern wir ja auch nicht das Verbot des Islam."
"Die Welt liebt ihre Leben"
Andere Videofans haben einen "stimmungsvolleren" Umgang mit dem Unglück gefunden. Auf der Plattform Youtube finden sich einige Filme, in denen die Fernseh-Bilder der Katastrophe wie Musikclip zusammengeschnitten sind. Der User "Alwaysoutoforder" hat dazu nicht nur Ausschnitte vom Tatort genommen, sondern auch aktuelle Börsekurse und die Wettervorhersage integriert. Dazu läuft ein Elektrosong in dem es heißt: "The world is in love with their lives" - die Welt liebt ihre Leben.