Archäologie "Extravagant": Üppig ausgestattetes antikes Weingut in der Nähe von Rom entdeckt

Freigelegtes antikes Weingut in der Nähe von Rom
Die Entdeckung des antiken Weinguts bei Rom geschah zufällig, als Archäologen des italienischen Kulturministeriums versuchten, einen der Startpunkte für die ebenfalls zu der Anlage gehörende Arena zu finden
© Stefano Castellani / Antiquity
Auch die Menschen vor 2000 Jahren waren bereits in der Lage, Wein auf effiziente Weise zu produzieren. Wie genau sie dies anstellten, demonstriert ein neuerlich freigelegtes Weingut.

Ein kürzlich durch Archäologen entdecktes Weingut an der Via Appia Antica in der Nähe von Rom gibt uns faszinierende neue Einblicke in die Lebenswelt der Menschen vor knapp 2000 Jahren. Die Autoren der zu der Entdeckung angefertigten Studie stellen die architektonische und dekorative Form des Weinguts sehr detailreich vor und veranschaulichen, wie die jährliche Weinlese organisiert wurde.

Der freigelegte Komplex stammt aus der Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christus und beleuchtet, wie die damaligen Eliten – nur ihnen war die Nutzung der Anlage vorbehalten – nützliche Funktionen mit prunkvollem Luxus verschmelzen konnten, um ihren sozialen und politischen Status zu unterstreichen.

Weingut bei Rom war Zufallsentdeckung

Die Entdeckung des antiken römischen Weinguts geschah zufällig, als Archäologen des italienischen Kulturministeriums versuchten, einen der Startpunkte für die ebenfalls zu der Anlage gehörende Arena zu finden, wie die britische Tageszeitung "The Guardian" zusammenfasst.

Die Arena sei bereits von Kaiser Commodus erbaut worden, der von 177 bis 192 nach Christus regierte. Das später dann entstandene Weingut war über einem der gesuchten Tore errichtet worden, so die Autoren der Studie im Fachmagazin "Antiquity".

Der freigelegte Komplex besitze Merkmale, die typisch für ein römisches Weingut seien, nämlich eine Traubentretzone, zwei Pressen, einen Bottich zum Sammeln und Absetzen des Traubenmostes und ein Kanalsystem um alles in einem Weinkeller-artigen Lagerbereich zusammenführen zu können, erklärten die Forscher.

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Obwohl diese Merkmale typisch für römische Weingüter in mehreren Mittelmeerregionen seien, erscheint ihre spezifische Dekoration und die konkrete Anordnung für eine Produktionsstätte in der römischen und vielleicht der gesamten antiken Welt jedoch nahezu beispiellos.

"Extravagante Natur des Weinguts"

Ungewöhnlich erscheinen etwa die rechteckigen Weintretzonen. Bei denen seien normalerweise die "Trittflächen mit wasserdichtem Beton bedeckt" gewesen, erklärt Archäologe Dr. Emlyn Dodd, stellvertretender Direktor an der British School in Rom und Experte für antike Weinproduktion. "Aber diese waren mit rotem Marmor bedeckt. Was nicht ideal ist, da Marmor bei Nässe unglaublich rutschig wird. Aber es zeigt, dass wer auch immer dies gebaut hat, der extravaganten Natur des Weinguts Vorrang vor praktischen Erwägungen eingeräumt hat“, ergänzt er.

Auch weitere Besonderheiten machen diese Anlage, nicht zuletzt wegen des opulenten Umfeldes, in dem sie sich befand, so einzigartig. Das Weingut, das in der Antike direkt hinter den Stadtgrenzen Roms lag, gehörte zu einer Landschaft, die einst aus Obstgärten und Ackerland bestand, übersät mit monumentalen Villen und Gräbern der damaligen Oberschicht.

Reisende und Archäologieinteressierte können sich von Pracht und Umfang der Stätte auch persönlich überzeugen: Die Ausgrabungsfläche, samt vieler der nun freigelegten Funde, ist öffentlich zugänglich.

Quellen:  "Antiquity", "Guardian"

km

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