Zwei Tage nach dem schweren Baustellen-Unglück in Grevenbroich bei Neuss haben die Einsatzkräfte auch den dritten Toten geborgen. Die Leiche des Monteurs hatte auf dem Querträger eines Baugerüsts in 78 Metern Höhe gelegen. "Die Bergung war sehr schwierig, weil erst Trümmer weggeräumt werden mussten, die herunterzufallen drohten", sagte ein Polizeisprecher in Düsseldorf. Erst am späten Samstagnachmittag gelang es, die Leiche des 32-Jährigen von dem Gerüst zu holen.
Ob in dem Fall ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet wird, ist weiter unklar. Zunächst müsse die Baustelle von Gutachtern untersucht werden, erklärte ein Sprecher der Polizeileitstelle Neuss. Neue Erkenntnisse zur Unfallursache gebe es bislang aber nicht. Auf der Baustelle des Energiekonzerns RWE in Nordrhein-Westfalen waren Teile eines mehr als 450 Tonnen schweren Baugerüsts herabgestürzt und hatten drei Arbeiter in den Tod gerissen.
Bau des Braunkohlekraftwerks wird sich verzögern
Der nordrhein-westfälische Regierungschef Jürgen Rüttgers mahnte angesichts des Vorfalls, die Sicherheitsauflagen beim Bau müssten vollständig eingehalten werden. Er sei jedoch überzeugt, dass alle Beteiligten höchste Sorgfalt walten ließen, damit sich ein derartiges Unglück nicht wiederhole, sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post". Zugleich betonte Rüttgers die große Bedeutung der Braunkohle. "Bei aller Tragik des Unglücks bleiben die neuen Kraftwerke für eine sichere, preiswerte und umweltfreundliche Energieversorgung notwendig", sagte er.
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" wird sich der Bau des Braunkohlekraftwerks um mindestens drei bis fünf Monate verzögern. Wegen des Unfalls müssten neue Gutachten über die Statik der gesamten Konstruktion eingeholt werden, berichtete das Magazin unter Berufung auf den Konzern. Eine RWE-Sprecherin wollte die Aussage auf Nachfrage nicht bestätigen. Es sei schwer abzuschätzen, wie lange sich das Projekt verzögere, erklärte sie. Zu der Angabe des "Spiegel", dass RWE wegen des Zeitverlusts mit einem Schaden in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe rechne, sagte die Sprecherin lediglich, es gebe einen "gravierenden finanziellen Schaden".