Häuser stehen fast vollständig im Wasser, Menschen haben sich auf den Balkon oder das Dach ihres Hauses gerettet, andere warten im Wasser auf Hilfe: das Sturmtief "Daniel" hat die Region um die Stadt Karditsa in Zentralgriechenland in eine Wasserlandschaft verwandelt und bedroht nun weitere Menschenleben.
Am Donnerstag häufen sich vor allem Berichte um die Gemeinde Palamas nahe der Stadt Karditsa, in der zahlreiche Menschen auf eine Rettung hoffen. Ein Einwohner in Palamas berichtete am Morgen gegenüber dem TV-Sender Mega, dass seit 3.40 Uhr Wasser in den Ort fließe. Er habe sich gemeinsam mit der Nachbarschaft von rund 14 Personen auf einem hohen Haus in Sicherheit gebracht. Doch ein Seniorenpaar ist dazu den Angaben zufolge nicht in der Lage.
"In einer Entfernung von 300 Metern ist eine Frau mit einem behinderten Mann eingeschlossen. Die Frau steht bis zur Hüfte im Wasser und hat den Mann auf ihren Kopf gehoben, damit er atmet. Wir können die Menschen nicht befreien. Die Ziegelbauten haben begonnen, einzustürzen, da das Wasser hineinströmt", sagte der Anrufer.
Griechenland: Menschen warten im Hochwasser auf Rettung
Das Ministerium für Zivilschutz verschickte am Donnerstagmorgen über den Notrufdienst eine Warnung an alle Menschen in der Hochwasser-Region: "Wenn Sie sich in Palamas befinden, verlassen Sie unterirdische und erdgeschossige Räume, da es in dem Gebiet zu Überschwemmungen kommt", hieß es.
Allerdings ist dies offenbar nicht allen Menschen gelungen. Eine Frau schilderte gegenüber dem TV-Sender Open die Lage von hilflosen Menschen, die in ihren überschwemmten Häusern in Palamas gefangen seien. "In mindestens drei Häusern befinden sich Personen, die seit mehr als sechs Stunden bis zur Hüfte im Wasser stehen", so die besorgte Anruferin. Darunter sei demnach auch ihre 90-jährige Mutter, welche sich vorerst auf einem Tisch in Sicherheit gebracht hat. Sie habe eine Behinderung und komme nicht an Trinkwasser. Die Frau rief zu einer schnellen Rettung jener Menschen auf.
Der Bürgermeister von Palamas, Giorgos Sakellariou, bestätigte am Morgen gegenüber Open, dass viele Menschen von dem Hochwasser eingeschlossen seien. "Wir werden sicher Tote haben", fürchtete er. Die Situation sei "dramatisch, nicht bloß schwierig". Er rief die Behörden auf, die betroffenen Menschen umgehend mit Booten zu retten.
Zahlreiche Dörfer stehen im Hochwasser
Indes erklärte der Feuerwehrsprecher Giannis Artopoios gegenüber Open: "Wir befinden uns in einem Großeinsatz in der Region Palamas und Sofades. Wir versuchen momentan, die Menschen mit Booten zu retten. Aber die Annäherung durch die Feuerwehrfahrzeuge ist schwierig, denn der Wasserstand ist zu hoch und generell kann es auf Straßen zu Erdrutschen kommen."
Die Situation ist in weiten Teilen Griechenlands also auch am vierten Tag der historischen Katastrophe äußerst angespannt. In vielen Dörfern in der Region um Karditsa sowie der etwa 40 Kilometer entfernten Stadt Trikala herrscht Hochwasser. Hier droht der Fluss Pineos wegen der heftigen Regenfälle überzulaufen, während der Fluss in Trikala selbst an mehreren Stellen bereits übergelaufen ist und zu Überschwemmungen geführt hat. Autos, teils auch Häuser, wurden von den Fluten mitgerissen, wie der griechische Nachrichtendienst APE-MPE berichtet. Am Donnerstagmittag lag die aktuelle Todeszahl durch das Sturmtief bei vier. Mindestens vier weitere Personen werden zudem vermisst. Den Wetterprognosen zufolge zieht das Unwetter, das höhere Niederschläge als bei der Ahrtal-Flut 2021 zur Folge hatte, im Lauf des Donnerstagnachmittags ab.