Sturmtief "Daniel" Augenzeugen über Unwetter in Griechenland: "Ich hatte Angst um mein Leben"

Eine Person blickt von einer zerstörten Straße in Griechenland auf Überschwemmungen
Starke Regenfälle haben zu katastrophalen Überschwemmungen in Griechenland geführt. So wie hier in der Stadt Volos.
© ANE / Eurokinissi | Michalis Katagiannis / / Picture Alliance
Das Unwetter in Griechenland ist eine Katastrophe von historischem Ausmaß. In vielen Orten des Landes hat der Starkregen zu Hochwassern und Zerstörung geführt. Augenzeugen berichten von schockierenden Szenen. 

Das Sturmtief "Daniel" hat eine Schneise der Verwüstung in vielen Teilen Griechenlands ausgelöst. Der sich seit Montag ausbreitende Starkregen überflutete mehrere Regionen, in der Folge wurden Autos mitgerissen und Gebäude zerstört. Besonders schlimm traf das Unwetter das Zentrum des Landes mit der Hafenstadt Volos.

Ein Einwohner sagte gegenüber dem Nachrichtenportal "Protothema": "Ich hatte Angst um mein Leben. Ich versuchte, zu meinem Haus zurückzukehren, aber ich konnte es nicht erreichen. Die Straßen verwandelten sich in Ströme. Ich dachte, mich würde das Wasser mitreißen." Er habe seine Tochter angerufen, um ihn zu retten, aber er habe sie nicht erreichen können. Schließlich sei das Wasser des Flusses Krafsidonas über die Ufer getreten. Daraufhin habe sich das ganze Gebiet in einen großen Fluss verwandelt. Der Mann hatte aber Glück, denn ihm war es gelungen, in einem anderen Haus Schutz zu finden. Als der Wasserpegel sank, konnte er evakuiert werden.

Tatsächlich fiel in der Region Thessalien, in der auch Volos liegt, am gestrigen Dienstag so viel Regen wie noch nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch das naheliegende Pilion-Gebirge wurde von den extremen Regenfällen heimgesucht. Das Nachrichtenportal "Enikos" zitierte in einem Bericht von Dienstagabend eine Anwohnerin aus dem Küstenort Agios Ioannis mit den Worten: "Leider gibt es keinen Kontakt zu den Menschen, die im Moment eingeschlossen sind. Wir wissen nichts über ihr Schicksal. Wir möchten glauben, dass sie in ihren Häusern sicher sind." 

Ein Mann, der für einen Kurzurlaub in Pilion war, sprach gegenüber "Protothema" von einer "hoffnungslosen Situation": "Ich habe versucht, mit dem Auto ins Zentrum von Volos zu fahren, und ein paar Kilometer vorher gab es einen Erdrutsch, bei dem mir große Felsen mit Ästen und andere Sachen den Weg versperrten. Ich hatte Angst und dachte, ich würde vom Wasser mitgerissen werden. Ich rief die Polizei und die Feuerwehr, aber ich konnte kein Netz finden. Zum Glück tauchte ein paar Minuten später ein Bagger auf und entfernte die Gegenstände von der Fahrbahn." 

Hochwasser bedroht auch andere Regionen in Griechenland

Die Rettungskräfte in Griechenland haben dieser Tage ungewöhnlich viele Einsätze. Allein von Dienstag bis Mittwochmorgen gingen 1.196 Notrufe bei der Feuerwehr ein. Die Behörden sind teils mit Baggern und Booten im Einsatz, um Menschen aus ihren Häusern zu retten, die durch die zunehmenden Wassermaßen in Gefahr geraten sind. In mehreren Regionen verhängten die Behörden aus Sicherheitsgründen Ausgangssperren.

Hochwasser gibt es auch etwas weiter im Süden, in der Region Fthiotida, welche an Thessalien angrenzt. Hier sind mehrere Dörfer betroffen, und der Wasserpegel steigt weiter. Der stellvertretende Regionalgouverneur, Ilias Sanidas, sagte gegenüber dem griechischen Nachrichtendienst APE-MPE: "Das Land ist zu einem See geworden, die Situation ist kritisch." Seit dem Morgen hätten die Einsatzkräfte demnach mehrere Bewohner in Sicherheit gebracht.

"Wir warten auf die Verstärkung eines Teams mit Boot, um andere Orte in den Dörfern anzufahren, wo sich ältere Menschen befinden. Die wollen wir abtransportieren. Die Wassermassen sind beängstigend, und es wird erwartet, dass die Regenfälle in den nächsten fünf Stunden anhalten werden", so Sanidas. 

Darüber hinaus wütet das Sturmtief "Daniel" östlich von Fthiotida, auf Teilen der Insel Euböa. Hier sind Flüsse übergelaufen. Die lokale Zeitung "Evima" zitierte Anwohner: "Alles ist überschwemmt, wir haben eine riesige Katastrophe erlitten. Wir haben noch nie so viel Wasser in unserer Gegend gesehen, wir haben unsere Autos mit Seilen festgebunden, damit das Wasser sie nicht mitreißt." 

Unwetter-Warnung bis Donnerstag

Bisher gibt es zwei Tote und drei Vermisste. Das Extremwetter hält laut Meteorologen noch weiter an. Der griechische Wetterdienst Meteo erwartet bis Donnerstagmittag vor allem im Zentrum und der Peleponnes im Süden des Festlandes Unwetter.

Quellen: Protothema, Enikos, EvimaMeteo

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