Wetter-Katastrophen haben sie in Kalifornien eigentlich schon genug. Hitze, Trockenheit und Waldbrände machen dem bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat von Jahr zu Jahr mehr zu schaffen. Nun sorgt in den USA eine Klimastudie für Aufsehen, die vor dem extremen Gegenteil warnt: einer "Megaflut" apokalyptischen Ausmaßes.
Der Klimawandel habe die Gefahr extremer Stürme und daraus resultierender "Megafluten" in der Region stark erhöht, heißt es in der Studie, die in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift "Science Advances" erschienen ist. "Trotz der in letzter Zeit vorherrschenden schweren Dürre besteht in Kalifornien ein weithin unterschätztes Risiko schwerer Überschwemmungen", schreiben die Autoren Xingying Huang und Daniel L. Swain.
Durch den Klimawandel habe sich die Wahrscheinlichkeit für Kalifornien verdoppelt, innerhalb der nächsten vier Jahrzehnte Opfer katastrophaler Überflutungen zu werden. Dies zeigten die Daten des verwendeten Wettermodells. Und die Wahrscheinlichkeit werde sich mit fortschreitender Klimaerwärmung weiter erhöhen.
Läuft Kalifornien voll?
Unter einer "megaflood" verstehen die Wissenschaftler besonders schwere Überschwemmungen, wie es sie in diesem Sommer in der Gegend um St. Louis und Kentucky gegeben hat. In Kalifornien aber könnten noch viel größere Flächen und viel mehr Menschen betroffen sein. Als historisches Beispiel nennt die Studie die "Great Flood" von 1861/1862, als nach einer Serie von Winterstürmen und starken Regenfällen praktisch alle tiefer gelegenen Gebiete Kaliforniens unter Wasser gestanden hatten. Das Sacramento- und San Joaquin-Valley sei vorübergehend "in ein riesiges Binnenmeer von fast 300 Meilen Länge" verwandelt" worden, heißt es in der Studie. Das Wasser blieb über Wochen. 4000 Menschen starben damals, jedes achte Haus und ein Drittel des Staatsbesitzes wurden zerstört, ein Viertel des Viehs überlebte nicht.

Megafluten wie diese würden wiederkommen, warnt Studienautor Swain, und aufgrund der geographischen und geophysikalischen Bedingungen Kaliforniens häufiger und schlimmer. Die Klimaerwärmung sorgt dafür, dass die Atmosphäre mehr Wasser aufnehmen kann, etwa aus dem nahen Pazifik, der sich dann als Starkregen über bestimmten Landstrichen entlädt. Der Boden kann die Wassermengen so schnell gar nicht aufnehmen, Flüsse werden zu reißenden Fluten.
"Sinking Islands": Diese Inselstaaten gehen jetzt schon unter
Eine Frau geht über einen Wall von Sandsäcken in Guraidhoo. Die Sandsäcke wurden nicht als Vorbeugung gegen eine Überflutung aufgeschichtet, sondern als Schutz gegen die fortschreitende Erosion. Die hierzulande vor allem als Urlaubsparadies im Indischen Ozean bekannte Republik aus 1200 Inseln gehört zu den am tiefsten liegenden Staaten der Welt – in den tiefsten Lagen sind es nur anderthalb Meter. Der steigende Meeresspiegel sorgt längst für eine fortschreitende Erosion, die Inseln werden regelrecht Stück für Stück abgetragen. Die Heimat einer guten halben Million Menschen geht auf diese Weise langsam unter.
Im Unterschied zu 1861, als 500.000 Menschen in Kalifornien lebten, sind es nun mehr als 39 Millionen Einwohner, die potenziell von den Folgen betroffen wären. Die größte Zerstörung sagen die Studienautoren wieder im Central Valley voraus, dem großen Längstal des Bundesstaates, in dem auch die Städte Sacramento, Fresno und Bakersfield liegen. Aber auch Los Angeles und das bevölkerungsreiche Orange County könnten laut der Modelle hart getroffen werden.
Eine kalifornische Megaflut könnte laut Studie die teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten werden, mit ökonomischen Kosten von mehr als einer Billion Dollar. Um auf solche Szenarien wie aus dem Hollywood-Katastrophen-Blockbuster vorbereitet zu sein, empfehlen die Forscher den verantwortlichen Stellen, dringend an ihren Notfallplänen zu arbeiten.
Quellen: CNN / Klimastudie