Schnee, Frost, Regen und Hochwasser Extreme Temperaturunterschiede – seltene Grenzwetterlage erfasst Deutschland

Das Wetter in Deutschland zeigt sich in den nächsten Tagen von seiner extremen Seite. Solch immense Temperaturunterschiede sind selten. Meteorologen ziehen Vergleiche zur berühmten "Schneekatastrophe".

Biergartenflair an den Alpen, Frost und Schneeverwehungen im Norden – solche Wetterkontraste kommen in unseren Breiten selten vor. Am Wochenende jedoch steht Deutschland genau dieses Szenario bevor. Ursache ist eine ganz besondere Grenzwetterlage. "Dann bauen sich auf sehr engem Raum extreme Temperaturunterschiede auf", sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.

Eine derartige kleinräumige Konstellation sei sehr selten: "Das passiert nur ein paar Mal in einem Meteorologenleben", so der Fachmann. Vergleichbar sei etwa der extreme Schneefall im Winter 1978/79, der auch als "Schneekatastrophe" in die Geschichte der Bundesrepublik einging.

Eine Schneefräse räumt auf Fehmarn eine Straße von Schneewehen frei
So extrem wie auf diesem Foto werden die Schneefälle am Wochenende vermutlich nicht ausfallen, schätzen Meteorologen. Das Bild wurde im Januar 2010 aufgenommen und zeigt eine Schneefräse auf Fehmarn.
© Maurizio Gambarini / DPA

Keine neue "Schneekatastrophe", aber ein extreme Wetterlage

Viele Menschen in Norddeutschland haben noch lebhaft in Erinnerung, wie damals meterhohe Schneewehen Straßen und Wege blockierten und ganze Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten waren. Zwar droht ein solches Szenario dieses Mal wohl zum Glück nicht. Jedoch steht Deutschland eine ähnlich extreme Wetterkonstellation bevor: große Temperaturunterschiede in Nord und Süd. Und so werden die Folgen nach Experteneinschätzung zwar moderater sein als vor etwa vierzig Jahren. Eine außerordentliche Wetterlage ist es aber allemal: In manchen Landesteilen gibt es Frost und Schnee, in anderen Regen und Hochwasser.

Dass im Winter reichlich kalte Polarluft einströmt, sei natürlich nicht so selten, so der DWD-Experte. Allerdings: Normalerweise sind die Tiefs, die diese Luft bringen, weiter nördlich unterwegs. Wie auf einer "Wetter-Autobahn" ziehen diese Tiefdruckgebiete vom Atlantik nach Europa meist in der Höhe von Island und dem nördlichen Skandinavien. Diesmal allerdings verlaufe das Tief weiter südlich und nimmt dabei den Norden Deutschlands in den Griff.

Vom Süden wiederum strömt aus dem Sahara-Raum milde und sehr feuchte Luft ein und sorgt für zahlreiche Schauer, die bereits in den vergangenen Tagen die Wetterlage im Süden und Südwesten Deutschlands prägen.

Spinnen-Invasion in Australien
Spinnen-Invasion in Australien
Gruselige Invasion: Mutter entdeckt Hunderte "kannibalische" Spinnen in Kinderzimmer

Schnee bis zu 40 Zentimeter möglich

Das Aufeinanderprallen der beiden Luftströmungen auf engem Raum führt dann zu den am Wochenende erwarteten extremen Unterschieden zwischen Nord und Süd mit möglicherweise reichlich Schnee und Schneeverwehungen im Norden –  denn auch starker Wind begleitet das Tief. Auf einer Linie von den nordfriesischen Inseln bis ins südliche Niedersachsen und nach Sachsen dürfte es mit Schneehöhen von 20 bis 40 Zentimetern vor allem in der Nacht zu Sonntag winterlich zur Sache gehen. Auch Eisregen ist möglich – und damit extreme Glätte, so der Meteorloge. Eispanzer an Hochspannungsleitungen, die durch den Wind ins Schwingen geraten, gehören ebenso zu den möglichen Unwetterfolgen.

Schon am Samstagnachmittag werde es im Norden losgehen, schätzt der DWD auf der Grundlage der aktuellen Vorhersagen. Der Süden werde davon nichts mitbekommen. Im Grenzbereich der beiden Luftmassen, etwa vom nördlichen Nordrhein-Westfalen und Nordhessen über Thüringen bis ins südliche Sachsen und Sachsen-Anhalt könne es aber gefrierenden Regen und "extremes Glatteis" geben.

Und auch in der kommenden Woche wird der Winter den Norden wohl noch in eisigem Griff halten, erwarten die Meteorologen. Vor allem nachts kann es ungemütlich werden: Derzeit werden Tiefstwerte von bis zu minus 20 Grad für möglich gehalten.

Hochwasser in Teilen Deutschlands

Extremes Wetter erleben einige Regionen in Deutschland schon seit Tagen: Denn nachdem der Schnee zuletzt teils kräftig taute und die Pegel vieler Flüsse steigen, wird Hochwasser für einige Landesteile zum Problem, unter andrem für die Schifffahrt. Zwar herrschte am Donnerstag leichte Entspannung – es regnete und schneite vergleichsweise wenig. Der DWD rechnet jedoch mit kräftigem Regen schon ab der Nacht zum Freitag. Eine große Regenfront werde wohl von Frankreich her über den Südwesten und dann auf weiter nördliche Landesteile übergreifen, schrieben die Meteorologen auf ihrer Website.

Schon seit Tagen ist die Hochwasserlage in Nordrhein-Westfalen angespannt. In Düsseldorf, Duisburg, Wesel und Rees stieg der Pegelstand des Rheins am Donnerstag im Vergleich zu Mittwochmorgen weiter leicht an, meldete die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung auf ihrer Homepage. In Köln hingegen sank der Wasserstand von 8,28 Metern am Mittwochmorgen auf 8,21 Meter am Donnerstagmorgen. Damit können dort vorerst Schiffe weiter verkehren. Ab einem Wert von 8,30 Metern muss die Schifffahrt eingestellt werden. "Im Moment ist die Lage noch relativ entspannt", sagte ein Polizeisprecher aus Köln am Donnerstagmorgen der Nachrichtenagentur dpa.

Dennoch – laut Landesamt für Umwelt ist am Donnerstag und Freitag mit steigendem Wasser zu rechnen. Schon in den vergangenen Tagen war der Wasserstand in Köln deutlich angestiegen. Schmelzwasser und Regenfälle füllten die Bäche und Flüsse.

Am Oberrhein in Rheinland-Pfalz verharren die Pegelstände zunächst auf hohem Niveau, wie das Hochwassermeldezentrum in Mainz mitteilte. Bei Mainz erreichte der Oberrhein am Donnerstagmorgen einen Wasserstand von 6,15 Meter – allerdings mit steigender Tendenz. Erst gegen Ende der Woche soll sich die Lage entspannen. Auch am Mittelrhein stiegen die Wasserstände am Donnerstagmorgen weiter an, in Koblenz meldete das Hochwassermeldezentrum einen Wert von 6,91 Metern.

Ungemütliches Wetter und hohe Pegelstände auch in Hessen

Auch die Menschen in Hessen müssen sich weiterhin auf Hochwasser und überlaufende Flüsse einstellen. Vor allem rund um Fulda waren die Pegelstände am Donnerstagmorgen hoch, wie das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie auf seiner Homepage schrieb. An mehreren Messstationen wurde die Meldestufe zwei überschritten, die für ein mittelschweres Hochwasser steht. An der Station in Bronnzell (Fulda) stieg der Pegelstand sogar über die dritte Meldestufe, dort herrscht laut Landesamt also "außergewöhnliches Hochwasser".

An der Nidder erreichte der Pegelstand am Donnerstagmorgen stellenweise die Meldestufe zwei. Am hessischen Rheinabschnitt stand das Wasser ebenfalls über dieser Stufe. Hier rechneten die Experten mit anhaltend hohen Wasserständen auch in den kommenden Tagen durch weitere Regenfälle und Schmelzwasser.

Wetter-Karte: Sehen Sie, wo es am kältesten ist

Möchten Sie wissen, wo es am kältesten ist oder wo am meisten Neuschnee erwartet wird? Die untenstehende interaktive Karte zeigt es. Darüber hinaus kann man über den Zeitstrahl unten in der Grafik auch die Vorhersage für einen späteren Zeitpunkt abrufen. Im Menü oben rechts kann die dargestellte Ebene auch beispielsweise auf Regen oder die Temperaturen umgestellt werden. 

Bereitgestellt wird der Service von Windy.com. Die Macher nutzen für ihre Darstellungen und Vorhersagen das Modell vom "Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage".

DPA · AFP
anb

PRODUKTE & TIPPS