Kunstzerstörung hat eine lange Geschichte. Bilderstürmer – oder wie der Fachbegriff lautet: Ikonoklasten – treten seit vielen Jahrhunderten auf. Mal waren Streitigkeiten in der Kirche von Byzanz die Ursache, mal griffen radikale Protestanten Heiligenbilder an. Muslime zerstörten "heidnische Idole" wie die berühmten Buddhas von Bamiyan; so geschehen 2001 durch die Taliban. Auch säkulare Ideologen, allen voran die Nazis, zerstörten gewaltige Kunstwerte.
Sozusagen die kleinen Geschwister der Ikonoklasten sind die Kunstvandalen. Sie handeln oft aus rätselhaften Motiven, wie bei sporadischen Messerangriffen auf Gemälde. Zuweilen aber auch, um maximale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wie jetzt bei den Anschlägen von Klimaaktivisten auf Museumsexponate. Aber warum fliegen dabei ausgerechnet Lebensmittel?
Eier, Torten, Tomatensuppe und Kartoffelbrei: Nahrungsmitteln als Wurfmaterie
Zunächst gilt: Als Primaten können wir exzellent werfen. Von Orang-Utans weiß man, dass sie von Menschen zugeworfene Bananen erst sorgsam schälen – und den Abfall sodann gezielt zum Spender zurücklupfen, auf dass er ihn entsorge. Oft aber kommen Nahrungsmittel schlicht wegen ihrer physikalischen Eigenschaften als Geschoss infrage. Ein Paradebeispiel ist das Ei, zu dessen erinnerlichsten Einschlägen der "Eierwurf von Halle" zählt, der am 10. Mai 1991 Bundeskanzler Helmut Kohl traf.
Aufgrund seiner aerodynamisch günstigen Form, seiner geringen Masse bei hoher Dichte und eines günstigen Verhältnisses zur Größe der menschlichen Hand besitzt das Ei gute ballistische Eigenschaften. Vor allem ist sein schleimiges Zerplatzen am Opfer Symbol der Schande und Zeichen des Protests. Die Steigerung ist der Tortenwurf, der aber nur aus nächster Nähe glückt. Auch die Verwendung zähflüssiger Substanzen wie eben jüngst von Tomatensuppe oder Kartoffelpampe erlaubt gezieltes Schleudern bei guter Anhaftung im Ziel.
Die Verwendung von Nahrungsmitteln als Wurfmaterie folgt insgesamt klaren Mustern: Bei anderen Primaten ist sie sporadisch und meist mit der Absicht verbunden, das Projektil am Ende zu verzehren. Bei Homo sapiens aber soll sie maximale Aufmerksamkeit schaffen, ohne Menschen zu verletzen und Kunstwerke zu zerstören. Im ersten Fall ist das plausibel – was man essen kann, ist bioverträglich. Im zweiten Fall ist es jedoch ein Irrtum: Restauratoren warnen, dass etwa Suppe, dringt sie erst einmal in eine Leinwand ein, rasch katastrophale Schäden an Gemälden verursachen könne. Womit wir wieder bei den Bilderstürmern wären.