Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog hat am Dienstag in der Berliner Parochialkirche den Deutschen Schulpreis überreicht. Die begehrte Trophäe ging an die Evangelische Schule Neuruppin in Brandenburg. Zu dem bundesweiten Wettbewerb rufen die Robert-Bosch-Stiftung und die Heidehof-Stiftung in Kooperation mit dem stern und der ARD auf.
Ziel des größten und mit 243.000 Euro höchst dotierten Schulpreis ist es, gute Schulen zu finden, sie auszuzeichnen und zu Vorbildern zu machen - getreu dem Motto des Wettbewerbs: dem "Lernen Flügel verleihen".
Erstmals geht der Preis an ein Gymnasium
Mit der Evangelischen Schule Neuruppin erhält zum ersten Mal ein Gymnasium die höchste Auszeichnung. Erziehungswissenschaftler Michael Schratz, der Sprecher der Schulpreis-Jury, sagt: "Bisher war keines für den Hauptpreis gut genug. Dieses ist in allen sechs Bereichen, die wir überprüfen, exzellent." Bewertet werden die Schulen anhand von sechs Kriterien, die sich inzwischen als Merkmale guter Schule in Deutschland etabliert haben.
Während ihrer zweitägigen Schulinspektion beobachten die Experten nicht nur den Unterricht, wie Lehrer mit unterschiedlichen Begabungen ihrer Schüler umgehen, wo die Schüler Leistungen zeigen. Sondern für die Prüfer zählt auch, ob die Schule ihr didaktisches Konzept weiter entwickelt, welches Klima herrscht, ob Schüler Verantwortung für andere übernehmen.
Von Eltern gegründet
Die Evangelische Schule Neuruppin wurde 1993 nach der Wende von Eltern gegründet. Nur vier Monate dauerte es, dann standen das Konzept und kurz darauf die Container auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne der Roten Armee am Ruppiner See. 2004 kam die Grundschule dazu – wieder gaben Eltern den Anstoß. Seit 2009 gibt es eine Oberschule, in der wie überall in Brandenburg Haupt- und Realschüler gemeinsam lernen. Insgesamt besuchen 982 Mädchen und Jungen die offene Ganztagsschule.
Vom "Evi", wie Schüler, Lehrer und Eltern ihre Schule fast zärtlich nennen, können sich nicht nur Gymnasien abschauen, wie gutes Lernen gelingt. Zunächst sollten sie das Leitbild lesen. Da heißt es: "Lehren ohne Liebe macht müde. Lernen ohne Liebe macht blind. Leistung ohne Liebe macht erbarmungslos. Erfolg ohne Liebe macht einsam." Im ersten Moment klingt das für viele sicher kitschig, denn es ist ungewohnt. Aber das ist die Philosophie dieser Schule: Die Lehrer gehen eine Bindung zu ihren Schülern ein. Und lassen sie nicht mehr los.
Das hat auch Professor Michael Schratz von der Schulpreis-Jury beeindruckt: "Die Schule ist nicht traditionell religiös, aber sie legt Wert auf starke Bindungen. Das ist wichtig, denn wir wissen: Ohne Beziehung funktioniert Lernen nicht." Nicht nur kleine Kinder, sondern auch Jugendliche brauchen Erwachsene, die sie halten, anspornen und ermutigen.