Paul Alexander hat Menschen trotz Eiserner Lunge sterben sehen. Vor allem 1952, als Polio in den USA wütete und Kinder im Krankenhaus trotz der monströsen Apparatur den Kampf um ihr Leben verloren haben. Mehr als 70 Jahre später ist er vor kurzem gestorben – nicht an Polio, sondern an Corona. Trotzdem verdankte er seiner Eisernen Lunge Jahrzehnte seines Lebens.
Die 1928 erstmals verwendete Eiserne Lunge war das erste klinische Gerät im Großeinsatz, das die maschinelle Beatmung eines Menschen erlaubt. Aber wie funktioniert der Apparat, der Menschen mit gelähmtem Zwerchfell das Atmen abnimmt?
Der Körper des Patienten liegt bis zum Hals in einem Zylinder, luftdicht abgeschlossen; der Kopf bleibt draußen. Im Innern der Röhre wird Unterdruck erzeugt, sodass die Außenluft durch Nase und Mund des Patienten in die Lunge dringt; dann im Wechsel ein Überdruck, der entsprechend zum Ausatmen führt.
Eiserne Lunge rettet seit 1928 Polio-Patienten
Ihre Sternstunde erleben die stählernen Kolosse im Kampf um Patienten, die an Polio leiden. Die Viruserkrankung führt zur Lähmung der Muskeln und zuweilen auch zum Aussetzen der Atmung. Am Kinderkrankenhaus von Boston kommt das von Philip Drinker entwickelte Gerät 1928 erstmals zum Einsatz: Ein achtjähriges Mädchen, an Polio erkrankt und bereits im Koma liegt, kann binnen Minuten wiederbelebt werden.
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1929 wird die Eiserne Lunge der Öffentlichkeit vorgestellt. Einige Patienten benutzen es nur vorübergehend, manche über Nacht, andere ständig.
Jahrzehnte in der Eisernen Lunge
Die Amerikanerin Martha Mason verbringt sechs Jahrzehnte in einer eisernen Lunge, bis sie 2009 stirbt. Längst gibt es da andere Methoden, aber sie hat sich an ihr Gefängnis gewöhnt, das sie als Elfjährige rettete – und sie ein Menschenleben lang festhielt.
Ähnlich berichtete es Paul Alexander: Als medizinische Alternativen auftauchen, lebt er schon Jahrzehnte in dem Gerät. Sein vertrautes Leben will er nicht mehr verlassen. "Die Eiserne Lunge gehört zu mir", sagt er dem "Süddeutsche Zeitung Magazin". "Sie ist mein Körper." Den hat er nun mit 78 Jahren verlassen.
Quellen: "GEO", "Süddeutsche Zeitung Magazin".