Geschlechtersensible Forschung Männer sind in der Medizin der Prototyp. Das kann fatale Folgen für die Behandlung von Frauen haben

Symbolbild Gendermedizin: Eine Ärztin zeigt einer Frau etwas auf einem Blatt
Gendermedizin kann Leben retten: Der Herzinfarkt gilt fälschlicherweise als Männerkrankheit, obwohl Frauen ihn genauso häufig erleiden. Aufklärung und Forschung sind wichtig. 
© Getty Images
Männer gelten in der medizinischen Forschung als Prototypen. Ihre Symptome fließen deutlich häufiger in die Behandlung ein. Das kann gefährlich für Frauen sein. Ihre Symptome unterscheiden sich und werden übersehen. Das ist lebensgefährlich. 

Dieser Text erschien stammt aus dem stern-Archiv und erschien zuerst im Oktober 2021. 

Wann genau Gott die Sache aus dem Ruder lief, ist leider nicht überliefert. Aus einer Rippe des Mannes hatte er die Frau erschaffen. Dann aß sie von der verbotenen Frucht und wurde prompt vom Herrn dazu verdonnert, fortan unter Schmerzen zu gebären. Und weil das offenbar nicht reichte, schuf Gott noch die Heilkunst und befahl den Gelehrten und Praktikern, die Bedürfnisse der Frau immer mal wieder gepflegt zu ignorieren.

In der Medizin ist bis heute meist der Mann der Prototyp. Auf ihn beziehen sich oft die Beschreibungen von Krankheitssymptomen. Etwa beim Herzinfarkt: Den erkennt man an Schmerzen in der Brust und Schmerzen, die in den linken Arm ausstrahlen. Das stimmt auch, gilt aber typischerweise vor allem für Männer. Bei Frauen können dagegen andere Indizien auf einen Infarkt hinweisen: Erschöpfung, starkes Unwohlsein, Luftnot, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kurzatmigkeit, Schmerzen in Nacken, Kiefer, Rücken oder Oberbauch, Schmerzen oder Druck in der Brust – auf der linken oder rechten Seite.

Erschienen in stern Gesund Leben 5/2021

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