72 Jahre in Eiserner Lunge Der Mann, der sich selbst das Atmen beibrachte

  • von Linda Rodriguez McRobbie und Anuschka Tomat (Übersetzung)
Paul Alexander 2018 ein der Eisernen Lunge
Paul Alexander, hier 2018 in Texas in der Eisernen Lunge, studierte erfolgreich Jura, schrieb ein Buch und arbeite jahrelang als Anwalt
© Smiley N. Pool/The Dallas Morning News/AP / DPA
72 Jahres seines Lebens verbrachte Polio-Patient Paul Alexander in einer Eisernen Lunge, ehe er diese Woche an einer Corona-Infektion starb. Schon als Kind hatten ihn die Ärzte eigentlich aufgegeben, doch er kämpfte sich zurück ins Leben – und zumindest teilweise auch aus der Maschine.

Im Alter von sechs Jahren erkrankte Paul Alexander an Polio und war seitdem gelähmt und auf ein altertümlich wirkendes Beatmungsgerät angewiesen: die Eiserne Lunge. Diese Woche ist er im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Er war einer der letzten Menschen auf der Welt, die noch in einer Eisernen Lunge lebten. Er hatte eine tödliche Epidemie überlebt und nicht damit gerechnet von einer weiteren bedroht zu werden. Der Guardian sprach 2020, zum Beginn der Pandemie, mit Alexander über sein Leben in der Maschine. Er wusste damals schon, dass Covid wohl auch sein eigenes Leben bedrohen würde, weil er durch seinen Zustand besonders anfällig für so ein Virus sei. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass er daran sterben würde, sagte Alexander damals. Er sollte recht behalten. 

Wir haben den Text über sein Leben in der Eisernen Lunge übersetzt, um Ihnen, liebe Leser, die beeindruckenden Lebensgeschichte dieses Mannes, der sich selbst das Atmen beibrachte, näherzubringen.

 

Der Sommer 1952 war selbst für texanische Verhältnisse heiß: 25 Tage über 38 Grad Celsius, die "kühlen" Tage waren nicht viel kühler. Doch überall im Staat waren die Schwimmbäder geschlossen. Ebenso Kinos, Bars und Bowlingbahnen. Gottesdienste fanden nicht statt. In den Städten wurde großflächig das Insektizid DDT versprüht. Die Gesundheitsbehörden wussten mittlerweile, dass die Krankheit nicht von Moskitos übertragen wurde, doch sie mussten zumindest den Anschein erwecken, etwas gegen den Ausbruch zu unternehmen. Nichts schien zu funktionieren. Im Laufe des Sommers stieg die Zahl der Polio-Fälle.

An einem Tag im Juli spielte ein sechsjähriger Junge namens Paul Alexander in einem ruhigen Vorort von Dallas draußen im Sommerregen. Er fühlte sich nicht gut - sein Nacken schmerzte, sein Kopf pochte. 

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