Die Infektion mit einem zweiten, scheinbar ungefährlichen Virus verleiht den Trägern des Aidsvirus HIV einen gewissen Schutz vor dem Ausbruch der tödlichen Immunschwäche. Das berichtet ein Team um die US-Forscherin Carolyn Williams im Fachjournal "New England Journal of Medicine" (Bd. 350, S. 981). Eine Erklärung für die schützende Wirkung des zweiten Virus haben die Forscher bislang nicht.
Dreimal niedrigeres Sterberisiko durch zweites Virus
Die Wissenschaftler - darunter auch ein Experte des Unternehmens Roche Diagnostics in Mannheim - untersuchten das "GB Virus C" (GBV- C). Trotz dessen naher Verwandtschaft zum Hepatitis-C-Virus gibt es bislang keine Hinweise darauf, dass GBV-C beim Menschen irgendeine Krankheit verursacht. Die Forschergruppe wertete Daten von 271 HIV- infizierten Männer aus.
Männer, deren Blut außer dem Immunschwächevirus HIV zusätzlich die GBV-C-Viren enthielt, hatten demnach ein drei Mal niedrigeres Sterberisiko als Männer ohne die zweite Infektion. Dies sei ein klarer Hinweis darauf, dass es einen Zusammenhang zwischen GBV-C und dem längeren Überleben der HIV-Patienten gebe, schreibt die Aidsforscherin vom US-Forschungszentrum für Infektionskrankheiten in Bethesda (US-Staat Maryland).
Ganz besonders schlechte Aussichten hatten den Angaben zufolge jene HIV-Patienten, bei denen das schützende Virus auf unbekannte Weise wieder aus dem Körper verschwand: Von ihnen überleben nur rund 15 Prozent. Ähnliche Hinweise auf den Schutz durch GBV-C hatte es bereits im Jahr 2001 gegeben. Bereits damals zeigte sich, dass sich HIV in seiner Gegenwart langsamer vermehrt.
DPA