Anthropologie Krieg als Folge vom "Häuslebau"

Als Nomaden war sie noch friedlich. Erst mit dem Siedlungsbau fing die Menschheit an sich zu bekriegen.

Erst mit der Entstehung von Dörfern kamen auch Kriege in die Welt. Diese Ansicht vertreten Kent Flannery und Joyce Marcus von der Universität Michigan nach Ausgrabungen in Mexiko. Die ersten Dörfer entstanden dort vor rund 4000 Jahren in Oaxaca, 500 Kilometer südlich von Mexiko City. Nur wenige hundert Jahre später wurden auch die ersten organisierten Kämpfe zwischen benachbarten Siedlungen ausgetragen, wie die Forscher in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften berichten. Sie untermauern damit die These, dass organisierte Kriege eine direkte Folge menschlicher Ansiedlungen sind.

Friedliche Nomaden

In den 6000 Jahren zuvor hatte Oaxaca nachweislich keine organisierte Gewalt erlebt. In jener "archaischen Zeitperiode" gab es nur Nomaden, wie die Forscher berichten. Diese lebten in vier- bis sechsköpfigen Familienverbänden und suchten in Gruppen von 20 bis 25 Mitgliedern nach Nahrung. Als Belege führen Flannery und Marcus winzige Überreste von Lattenzäunen und Befestigungswällen, Steine mit eingekerbten Bildern von toten und sexuell verstümmelten Gefangenen sowie Zäune und Pfosten mit Totenköpfen von Feinden an.

Soziale Ungleichheit als Kriegsursache

Zwar wurden Kriege auch von anderen altertümlichen Gesellschaften schon dokumentiert, räumen die beiden Archäologen ein. Die neuen Daten aber stützten die Theorie, dass Gruppen ohne soziale Unterschiede eher friedlich miteinander umgingen. Dagegen gab es in einer reicheren Umgebung mit vielen natürlichen Ressourcen und einer sozial unterteilten Gesellschaft demnach häufiger Kriege.

Die ältesten Verteidigungsanlagen - vor rund 3200 Jahren erbaut - fand das Team in San Jose Mogote, eine Ausgrabungsstätte in der Nähe von Oaxaca. Weitere Funde weisen darauf hin, dass solche Anlagen über einen Zeitraum von rund 1000 Jahren in dem Tal häufiger und dabei immer abschreckender wurden.

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