Die umstrittene Leichenschau "Körperwelten" ist am Sonnabend mit regem Publikumsinteresse in Hamburg gestartet. Mehr als 3300 Interessenten besuchten am ersten Tag die Ausstellung des Mediziners Gunther von Hagens im ehemaligen Erotic-Art-Museum an der Hamburger Reeperbahn, teilte "Körperwelten"-Sprecherin Susanne Walter am Sonntag mit. Ohne Einschränkungen der Behörden soll hier die vieldiskutierte Schau mit rund 200 Einzelpräparaten noch bis zum 4. Januar kommenden Jahres gezeigt werden.
Mittelpunkt der "Körperwelten" ist das mehrere Meter große Plastinat "Scheuendes Pferd mit Reiter". Der präparierte Warmblüter durfte in anderen Städten nicht gezeigt werden. Vor allem Kirchen und Ärzte hatten die Ausstellung des Professors von Hagens unter anderem als "Entertainment mit Toten" scharf kritisiert.
Mit gemischten Gefühlen reagierten die ersten Besucher auf die Plastinate. Einige Betrachter bezeichneten die Körperscheiben und präparierten Einzelorgane als "überwältigend" und "hochinteressant". "Die Exponate sind aus meiner Laiensicht hervorragend gearbeitet und verletzen nicht die Würde der Toten durch überzogene voyeuristische Effekte. Auch als evangelischer Christ kann ich für meine Person nichts Anstößiges empfinden", hatte ein Besucher zum Abschluss des Rundgangs in einem Kommentarbuch notiert.
Andere verspürten nach eigenen Worten "Ekel und Unbehagen" - sie gingen schnellen Schrittes an den Exponaten vorbei. "Effekthascherei! Würdelos! Unethisch!", lautete eine weitere Notiz.
Nach Angaben des Heidelberger Instituts für Plastination haben seit 1997 weltweit 12,5 Millionen Menschen die "Körperwelten" gesehen, davon mehr als 4,5 Millionen in Deutschland. Zuletzt hatte die Ausstellung von Februar bis Mitte August in München rund 700 000 Zuschauer angelockt.