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Studie zu Belastungsgrenzen "Der Planet Erde ist ein Patient, dem es nicht gut geht"

Klimakrise in Deutschland - Wald
Entwaldung ist eine der überschrittenen Belastungsgrenzen des Planeten
© Henning Steffen / Action Press
Erstmals haben Forscher Belastungsgrenzen für die Erde bestimmt. Alarmierend: sechs von neun sind bereits überschritten. Die Wissenschaftler vergleichen die Situation für den Planeten mit erhöhtem Herzinfarktrisiko.

Gäbe es eine Checkliste mit deren Hilfe man den Gesundheitszustand des Planeten Erde prüfen könnte – sie wäre voll mit alarmierenden Kreuzen. So haben Forscher zum ersten Mal alle neun planetaren Belastungsgrenzen quantifiziert, die zusammen einen sicheren Handlungsraum für die Menschheit definieren. Sechs dieser neun Belastungsgrenzen seien überschritten, heißt es in einer neuen Studie vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Die Wissenschaftler konnten damit einen detaillierten Überblick über die schwindende Widerstandsfähigkeit der Erde geben.

Die sechs überschrittenen planetaren Grenzen betreffen unter anderem:

  • globale Erwärmung
  • Biosphäre
  • Entwaldung
  • Schadstoffe (Plastik, Stickstoffkreisläufe und Süßwasser)

Auch nach dem Überschreiten wachse der Druck globaler Prozesse auf diese Grenzen weiter, hieß es in der Studie, die in der Fachzeitschrift "Science Advances" veröffentlicht wurde.

Planet Erde geht es nicht gut

"Dieses Generalupdate der planetaren Grenzen zeigt deutlich - die Erde ist ein Patient, dem es nicht gut geht", erklärte der zu den Autoren der Studie zählende PIK-Direktor Johan Rockström. Es sei unklar, wie lange entscheidende Grenzen derart überschritten werden könnten, bevor die Auswirkungen zu unumkehrbaren Veränderungen und Schäden führten.

Den Angaben zufolge ist eine Grenzüberschreitung zwar nicht gleichbedeutend mit drastischen Veränderungen, die sofort sichtbar werden. Sie markiere jedoch eine kritische Schwelle für erheblich steigende Risiken.

"Wir können uns die Erde als einen menschlichen Körper vorstellen und die planetaren Grenzen als eine Form des Blutdrucks", erklärte Hauptautorin Katherine Richardson von der Universität Kopenhagen. "Ein Blutdruck von über 120 zu 80 bedeutet zwar nicht, dass ein sofortiger Herzinfarkt droht, aber er erhöht das Risiko." Deshalb werde daran gearbeitet, den Blutdruck zu senken.

Was bewirken neue Stoffe?

Erstmals sei für die Studie die Grenze für sogenannte Novel Entities - das Einbringen neuartiger Stoffe - quantifiziert worden. Die Bewertung zeige, dass sie überschritten sei. Novel Entities umfassen demnach den Eintrag aller neuartigen, vom Menschen erzeugten chemischen Verbindungen in die Umwelt wie Mikroplastik, Pestizide oder Atommüll.

Weiterhin seien erstmals wissenschaftliche Belege für die Quantifizierung der Grenze für die Aerosolbelastung der Atmosphäre ausgewertet worden. Diese Grenze sei noch nicht überschritten, allerdings könne es regional zu Überschreitungen kommen.

nik AFP

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