Drei deutsche Forscher haben eine Theorie zur Entstehung des Lebens vorgelegt, die für Aufsehen sorgt. Der Biochemiker Christof Biebricher vom Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie untersuchte gemeinsam mit dem Chemiker Wolfgang Schröder und dem Physiker Hauke Trinks winzige Kapillaren, die sich in Meereis bilden. Dabei habe sich gezeigt, dass in diesen Kanälen komplexe chemische Reaktionen in Zeitlupe ablaufen. Insbesondere setzten sich in diesen Eiskanälen einfache chemische Grundbausteine spontan zu langen Ketten von Ribonukleinsäure (RNA) zusammen. Diesem Stoff wird eine Schlüsselrolle bei der Entstehung ersten Lebens vor rund 3,6 Milliarden Jahren zugeschrieben.
Bisher war es rätselhaft, wie die langen Kettenmoleküle entstanden sein können. Zwar gebe es Indizien dafür, dass viele der frühesten Organismen in der Nähe heißer Quellen am Meeresboden gelebt hätten. Die RNA jedoch sei bei hohen Temperaturen nicht stabil. Das deutsche Forschertrio geht deshalb davon aus, dass sich die ersten chemischen Schritte auf dem Weg zum Leben in gefrorenem Meerwasser abgespielt haben. Sie verweisen darauf, dass in dieser frühen Phase der Erdgeschichte vermutlich große Teile der Ozeane vereist gewesen seien.
AP