Feinstaub Brummis machen den meisten Dreck

Die zehn wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema feinstaub - und wie er fast vollständig im Auspuff rausgefiltert werden kann.

1.) Was ist Feinstaub?

Feinstaub sind winzige feste Teilchen, die unsichtbar in der Luft schweben. Fein heißt: Der Durchmesser der Körner ist kleiner als ein Hundertstel Millimeter - in der Sprache der Wissenschaftler zehn Mikrometer. Die internationale Abkürzung lautet PM 10 (particulate matter). Zum Vergleich: Normaler Hausstaub ist zehnmal dicker, ein Menschenhaar bis zu 50-mal.

2.) Woher kommt der Feinstaub?

Nahezu ständig und überall entsteht Feinstaub. Etwa durch Abrieb von Textilfasern der Kleidung auf Möbeln, durch abgestorbene Hautschuppen, bei der Energieverbrennung in Industrie und Haushalt oder auf natürlichem Wege, so durch die Verwirbelung von Blütenpollen, Meersalz oder Sand. Und im Straßenverkehr: durch die Verbrennung im Motor, den Abrieb von Reifengummi und Bremsbelägen. Eine Vielfalt an Verursachern - weshalb selbst in hoch belasteten Innenstadtstraßen, so hat das Umweltbundesamt ermittelt, nur etwa die Hälfte des Feinstaubs von Dieselmotoren erzeugt wird, ausgestoßen als Rußpartikel.

3.) Warum ist dieser Staub gefährlich?

Unsere Nasenschleimhaut und Bronchien sind nur auf das Abfangen von Eindringlingen mit üblicher Größe spezialisiert. Feinstaub-Körner hingegen schlüpfen unerkannt durchs Abwehrsystem. Sie schaffen es mühelos bis in kleinste Lungenbläschen, nisten sich dort ein und können je nach Beschaffenheit unterschiedlich schwere Schäden verursachen, von Asthma und chronischer Bronchitis bis womöglich Lungenkrebs. Wissenschaftler vermuten zudem, so genannte ultrafeine Partikel, 100-mal kleiner als Feinstaub, könnten über die Lunge ins Blut gelangen und Herz-Kreislauf-Krankheiten auslösen.

4.) Wer produziert mehr Rußpartikel: Diesel-Pkws oder Diesel-Lkws?

Zwei Drittel aller hierzulande von Autos erzeugten Rußpartikel stammen aus den Dieselmotoren von Nutzfahrzeugen, das ergaben Untersuchungen des Umweltbundesamtes. Ein mittelschwerer Lkw mit 200 kW/272 PS darf nach der für ihn derzeit gültigen Abgasnorm EU 3 - umgerechnet - rund zehnmal mehr Dieselruß pro Kilometer ausstoßen als ein neu zugelassener Personenwagen nach EU 4.

5.) Kann der Partikelausstoß im Dieselabgas verhindert werden?

Rußfilter können in Neufahrzeugen die Menge der schädlichen Partikel aus dem Auspuff um bis zu 90 Prozent reduzieren. Dabei werden die Mini-Krümel zurückgehalten wie Kaffeesatz in der Filtertüte.

6.) Steigt dadurch der Spritverbrauch?

Der gesammelte Ruß setzt allmählich die haarfeinen Filterkanäle zu und verstopft dadurch den Auspuff. Der Motor verliert Leistung und versucht, den Verlust mit erhöhtem Kraftaufwand und Spritverbrauch auszugleichen. Deshalb muss der Filter regelmäßig gereinigt werden. Automatisches Abbrennen ist die einfachste Reinigung. Sie läuft meist in regelmäßigen Abständen und dauert wenige Minuten. Im Fahrbetrieb ist dies nicht spürbar.

7.) Warum gibt es unterschiedliche Reinigungsverfahren?

Für das Abbrennen der gesammelten Rußteilchen sind Temperaturen von rund 600 Grad erforderlich. So heiß ist das Abgas im Auspuff moderner Dieselautos aber nicht. Mit unterschiedlichen Tricks, etwa chemischen Zusatzstoffen (Additive) als "Brandbeschleuniger", erhöhen daher die Filterhersteller kurzfristig die Abgastemperatur oder senken umgekehrt die Zündfähigkeit des Rußes. Die Rußfilter der nächsten Generation könnten ohne solche Tricks auskommen. Durch ständigen Kontakt der Partikel mit spezieller Beschichtung in den Filterkanälen sinkt die Zündtemperatur auf Werte um 200 Grad. Das reicht, um auch mit "kaltem" Abgas den Ruß laufend zu verbrennen. Experten schätzen, dass diese Filter in drei bis fünf Jahren fertig sein könnten.

8.) Ist die Nachrüstung mit Dieselfilter finanziell sinnvoll?

Jein. Der nachträgliche Einbau eines Rußfilters kostet (Material- und Arbeitskosten) mindestens 650 Euro. Soweit derzeit absehbar, wird die Steuervergünstigung für Nachrüstung bei etwa 250 Euro liegen. Andererseits verlieren gebrauchte Dieselautos ohne Filter mehr an Wert. Am Beispiel eines VW Golf TDI, Baujahr 10/2003, hat die Schwacke-Autoschätzung einen Unterschied von 765 Euro ermittelt. Damit wären die Filterkosten wieder ausgeglichen.

9.) Drohen Fahrverbote für Dieselautos ohne Filter?

Möglich, aber unwahrscheinlich. Städte und Gemeinden dürfen Fahrverbote aussprechen, um die Staubbelastung unter den Grenzwert zu senken. Verbote können für bestimmte Strecken oder für bestimmte Zeiten ausgesprochen werden. Beschränkungen für Personenautos gelten als extrem unpopulär und nur als letzte Notlösung. Deshalb drohen Zwangspausen vorerst nur dem Lkw-Verkehr.

10.) Können Fahrverbote in Städten die Feinstaubbelastung senken?

Kaum. Die Hälfte aller Feinstäube, die in der Innenstadt gemessen werden, stammen aus dem Umland. Dies ergaben Untersuchungen in Berlin. Ein Ereignis im Rhein-Main-Gebiet bestätigt den Berliner Trend: Die zweitägigen, weiträumigen Straßensperrungen anlässlich des Besuchs des US-Präsidenten Bush brachte in den Städten des Ballungsraums keine messbare Minderung der Feinstaubbelastung.

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Peter Weyer

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