Fischfang Von "Müll-Scholle" und "Bulldozer-Scampi"

Ernährungsexperten raten, mindestens ein Mal pro Woche Fisch zu essen - doch wie soll man den genießen, wenn Raubbau am Meer betrieben wird? Eine Studie des Word Wide Fund for Nature zeichnet ein alarmierendes Bild.

Der weltweite Fischfang verursacht nach einer Studie der Umweltstiftung WWF schwere Umweltschäden. Beim Fang von Scholle und Seezunge werden der Untersuchung zufolge mehr als 80 Prozent des Fangs wie Müll behandelt und wieder ins Meer geworfen, weil die Tiere zu klein oder wertlos seien. "Dem schmackhaften Fisch auf dem Teller sieht man die oftmals katastrophalen ökologischen und sozialen Folgen nicht an, die sein Fang hinterlässt", sagte WWF-Meeresexpertin Heike Vesper.

Illegale Sushi

Auch der Genuss von Schwertfisch ist nach WWF-Erkenntnissen mit großen Schäden verbunden. So würden allein bei der illegalen Treibnetzfischerei vor der Küste Marokkos zwei Haie für jeden Schwertfisch getötet, der auf dem europäischen Markt landet. Jedes Jahr gehen so laut WWF 100.000 Haie zu Grunde. Und bei der Scampi-Fischerei mit Schleppnetzen werde der gesamte Meeresboden umgepflügt. Dabei sterben unter anderem Seesterne und Krebse. Der WWF sprach von "Müll-Scholle", "Todes-Schwertfisch" und "Bulldozer-Scampi" auf deutschen Tellern.

Tunfisch-Sushi stamme oft aus illegalen Quellen, ein Drittel des roten Tunfisches komme aus der Piratenfischerei. Dabei spielt laut WWF die EU-Flotte "die unrühmliche Hauptrolle bei dieser Fischerei, die sich über Gesetze, Quoten und Kontrollen hinwegsetzt". Garnelen, Tintenfische und viele weitere Fischarten, die aus Westafrika nach Europa importiert würden, stammten hingegen aus ganz legalem Raubbau. "Aber mit jedem dieser Fische vergrößert Europa die Not der verarmenden afrikanischen Fischer", urteilen die Umweltschützer.

Kabeljau wird es bald nicht mehr geben

Große Probleme bereite nach wie vor auch der Fang von Kabeljau im Nordostatlantik. Die Fangmengen des unter anderem als Grundlage für "Fish & Chips" beliebten Speisefisches seien seit 1970 bereits um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. Wenn es nicht zu einem Fangstopp komme, drohe der Zusammenbruch der Bestände, mahnte WWF.

"Wer ohne Reue genießen will, muss nachhaltig gefangenen Fisch essen", sagte Vesper. Die EU müsse die Subventionen für ihre überdimensionierte Fangflotte streichen, realistische Fangquoten festlegen und die Fischbestände nachhaltig bewirtschaften. Vesper rät, auf das blaue Ökosiegel des MSC (Marine Stewardship Council) zu achten, das eine schonende Fischerei garantiere.

Deutsche Aale sind vergiftet

Unterdessen stellte die Umweltorganisation Greenpeace eine Untersuchung von Aalen aus deutschen Flüssen vor, derzufolge die Tiere stark mit Chemikalien belastet sind. Besonders wegen hoher Werte von perfluorierten Tensiden (PFT) in Elbe, Main, Rhein und Weser raten die Umweltschützer vom Verzehr der Aale ab.

PFT werden in Materialien wie Textilien und Verpackungen eingesetzt, die wasser-, fett- und schmutzabweisend sind, teilte Greenpeace mit. Die Chemikalie gilt als schädigend für die Fortpflanzung und Krebs erregend. Greenpeace fordert, dass sichere Alternativen zu gefährlichen Chemikalien europaweit vorgeschrieben werden.

AP · DPA
DPA/AP

PRODUKTE & TIPPS