Tierschützer empört Weil er sich bedroht fühlt: Mann erschießt seltene Braunbärin aus italienischem Nationalpark

Nationalpark: Seltene Bärin in Italien erschossen – Tierschützer zeigen sich empört
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Tierschützer und Politiker haben die Tötung einer Bärin in der Nähe eines Nationalparks in Mittelitalien scharf kritisiert. Das Tier war am Donnerstagabend am Stadtrand von San Benedetto dei Marsi erschossen worden, teilte die Verwaltung des Nationalparks Abruzzen, Latium und Molise am Freitag mit. Das Muttertier hinterlässt zwei Jungtiere, die nun gesucht werden. Die Polizei habe den mutmaßlichen Schützen identifiziert, hieß es weiter. Es war nicht klar, warum der Bär erschossen wurde, Bärenjagd ist in Italien gesetzlich verboten. Das Muttertier war bereits vor einigen Tage mit den Jungen in der Stadt gesehen worden. Sie war als "Amarena" bekannt, benannt nach den schwarzen Kirschen, die sie fraß. Der Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise beherbergt rund 50 sogenannte marsische Braunbären, eine nur in Mittelitalien vorkommende Unterart der Braunbären. Der Aufruhr über den Abschuss der Bärin folgt auf einen Vorfall im April, als ein Bär einen 26-jährigen Läufer in Norditalien tötete. Damals stritten Behörden und Umweltschützer über den richtigen Umgang mit den Tieren.
Tierschützer und Politiker kritisieren die Tötung einer Bärin in Mittelitalien scharf. Ein Muttertier war am Rand eines Nationalparks erschossen worden. Der Fall könnte erneut die Debatte über den Umgang mit den Tieren anfachen.

Am Rande eines italienischen Nationalparks ist eine Braunbärin erschossen worden, die immer wieder auch in Dörfern zwischen Menschen unterwegs war. Das Tier namens Amarena (Schwarzkirsche) wurde in der Nähe der mittelitalienischen Gemeinde San Benedetto dei Marsi von einem Mann getötet, der sich nach eigener Aussage bedroht fühlte. Amarena gehörte zur seltenen Art des Marsischen Braunbärs, die nur in den zentralen Apenninbergen lebt.

Der Abruzzen-Nationalpark, in dem die Bärin zuhause war, äußerte am Freitag Bedauern über den Tod. In Italien gibt es immer wieder Debatten über den Umgang mit Bären, die Siedlungen nahe kommen. Politiker und Tierschützer verurteilten den Abschuss der Braunbärin Amarena als "ungerechtfertigt" und "sehr ernsten Zwischenfall". Der Präsident der Region Abbruzzen, Marco Marsilio, sagte, von der Bärin sei keine Gefahr ausgegangen. Der Abschuss der Bärin, die einer vom Aussterben bedrohten Unterart der Braunbären angehörte, sei völlig "unverständlich".

Italien: Scharfe Kritik nach "ungerechtfertigter" Bärentötung 

Amarena war in der Vergangenheit mehrfach durch Dörfer spaziert, auch mit ihrem Nachwuchs. Im Internet kursieren Videos davon. Am Donnerstag wurde die Bärin dann leblos mit Schusswunden gefunden, wie die Parkverwaltung auf Facebook mitteilte. Unmittelbar nach dem tödlichen Schuss auf die Bärin wurde der Schütze nach Angaben der Nationalparkbehörden als ein 56-jähriger Einheimischer identifiziert. Er habe angegeben, dass die Bärin auf seinem Grundstück unterwegs gewesen sei. Aus Angst habe er geschossen, das Tier aber nicht töten wollen.

Die Parkleitung erklärte, für den Tod von Amarena habe es "keinerlei Grund" gegeben. Sie habe in der Vergangenheit zwar Schäden in Landwirtschaft und Viehzucht verursacht, sei aber für Menschen nie zur Gefahr geworden. "Sie hat Menschen nie Probleme bereitet", hieß es in der Mitteilung. Nach ihrem Nachwuchs wird nun gesucht. Die wenige Monate alten Jungtiere können ohne die Mutter nicht überleben. Im Nationalpark der Abruzzen und dessen Umgebung wird nun versucht, die kleinen Bären einzufangen – bis Montagmittag jedoch ohne jeden Erfolg. Viele fürchten, dass es bald zu spät ist. In den ersten Tagen brachten alle Versuche, die beiden Jungtiere in Fallen zu locken, nichts. Der Schütze aus der Gemeinde San Benedetto dei Marsi erhielt inzwischen Morddrohungen. In seiner Nachbarschaft wurde "Giustizia" ("Gerechtigkeit") auf eine Häuserwand geschrieben. Eine Demonstration "Gerechtigkeit für Bärenmama Amarena" wurde von den Behörden verboten.

Die Umweltorganisation WWF Italien bezeichnete den Tod der Bärin als "schweren Schlag für die Überlebenschancen des Bären". Die Organisation kündigte eine Zivilklage gegen den Schützen an – dem darüber hinaus juristische Konsequenzen drohen könnten. Im Parco Nazionale d'Abruzzo Lazio e Molise leben noch etwa 60 Braunbären. Vor einigen Jahren war es noch 100. Zu Beginn des Jahres war ein anderer Braunbär aus dem Abruzzen-Nationalpark von einem Auto angefahren und tödlich verletzt worden.

DPA · AFP
mth

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