Jubiläum im All Mit Bescheidenheit zu den Sternen

Der erste Deutsche im All kam aus der ehemaligen DDR. Vor 25 Jahren hob Sigmund Jähn ab und wurde zum ostdeutdeutschen Volkshelden.

Als Held hat sich Sigmund Jähn nie gefühlt. Die Gratwanderung zwischen dem Kosmonauten und dem Privatmann sei schwierig, sagt der erste Deutsche im All. Diese Bescheidenheit lässt dieser Tage Journalisten verzweifeln, die ihn für ein Interview zum 25. Jahrestages seines Fluges erwischen wollen und doch nicht erreichen. Im Gegensatz zu seinen Raumfahrtkollegen aus dem Westteil Deutschlands mochte der 65-Jährige noch nie allzu sehr in der Öffentlichkeit stehen.

Einwöchiger Trip ins All

Der Fliegerkosmonaut der DDR hat immer noch mit dem Phänomen der plötzlichen Bekanntheit zu kämpfen: Als er am 26. August 1978 mit dem sowjetischen Kosmonauten Waleri Bykowski vom Raumfahrtbahnhof Baikonur mit der Sojus 31 ins All startete, ahnte er wohl noch nicht, dass er in die Geschichtsbücher eingehen würde. Bei seinem einwöchigen Trip ins All hatte Jähn vor allem mit wissenschaftlichen Experimenten zu tun - nach seiner Rückkehr auf die Erde mit einer Stilisierung zum Volkshelden in der DDR.

"Held der DDR"

Er wurde nicht nur "Held der Sowjetunion", sondern erhielt den eigens geschaffenen Titel "Held der DDR". Seinen Namen tragen noch heute Schulen und Kindergärten in Ostdeutschland. Der Westen hielt sich damals hingegen zurück, so dass Jähn heute zwar fast jedem im Osten, aber nur wenigen im Westen Deutschlands bekannt ist. Er, dem die DDR schon zu Lebzeiten eine Büste im einstigen Hain der Kosmonauten vor der Berliner Archenhold-Sternwarte gewidmet hatte, macht auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Start kein Aufhebens um seinen Raumflug. "Das Erlebnis bleibt für mich natürlich unvergessen und einmalig", sagt Jähn heute.

Der erste Düsenpilot der NVA-Luftwaffe

Jähn wird eine große Heimatverbundenheit nachgesagt. Etwa einmal im Jahr gönnt sich der heute bei Berlin und Moskau lebende Vogtländer einen Aufenthalt in seinem sächsischen Geburtsort Morgenröthe- Rautenkranz. Hier wurde er als Sohn eines Sägewerksarbeiters und einer Heimarbeiterin 1937 geboren. Nach dem Abschluss der achten Klasse begann er in Klingenthal 1951 eine Lehre als Buchdrucker. 1955 entschloss er sich für eine Offizierslaufbahn bei der Nationalen Volksarmee (NVA). Er studierte an der zentralen Offiziershochschule für Luftstreitkräfte/Luftverteidigung "Franz Mehring" und wurde später einer der ersten Düsenpiloten der NVA-Luftwaffe. 1966 bis 1970 studierte er auch an der sowjetischen Militärakademie der Luftstreitkräfte.

Kreis der Auserwählten

Auf Grund seiner Laufbahn kam er in den engen Kreis der Auserwählten für einen Flug eines DDR-Bürgers ins All. Er und sein Ersatz-Kollege Eberhard Köllner wurden 1976 bis 1978 im sowjetischen Kosmonautenzentrum "Juri Gagarin" auf den Flug vorbereitet. Der 1983 promovierte Physiker hat sich auch heute noch der Raumfahrt verschrieben: Er berät das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln-Porz sowie die europäische Raumfahrtagentur ESA.

Steffen Wagner

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