METEORIT Krater in der Nordsee

Auf der Suche nach Erdöl haben britische Forscher einen riesigen Meteoritenkrater in der Nordsee entdeckt. Der »Silverpit« genannte Einschlag ist erstaunlich gut erhalten.

Britische Erdölforscher haben in der Nordsee einen Meteoritenkrater entdeckt, der zu den besterhaltenen auf der Erde zählt. Mit seinen zahlreichen Ringen ist die Silverpit (Silberloch) getaufte Einschlagstelle Kratern auf dem Mond sehr ähnlich, wie die Entdecker Simon Stewart von der britischen Ölfirma BP in Aberdeen und Philip Allen von der Firma Production Geoscience in Banchory im britischen Wissenschaftsjournal »Nature« (Bd. 418, S. 520) schreiben. Silverpit entstand vor etwa 60 bis 65 Millionen Jahren.

Krater hat 20 Kilometer Durchmesser

Der mit Sedimenten gefüllte Krater hat einen Durchmesser von 20 Kilometern und liegt etwa 130 Kilometer östlich der Humber-Mündung. Im Zuge ausführlicher geophysikalischer Untersuchungen bei der Erdölsuche waren erste Hinweise auf die kosmische Kollision bereits zu Beginn der 90er Jahre gefunden worden. Aber erst jetzt hatten Stewart und Allen die Möglichkeit, mit Hilfe neuester seismischer Methoden die unter einer 300 bis 1500 Meter dicken Schicht begrabene Struktur ausführlich zu erkunden.

Einschlagstelle besonders gut erhalten

Auf der Erde sind etwa 160 Impaktkrater bekannt, aber fast alle befinden sich an der Erdoberfläche und sind deshalb stark von Wind und Wetter sowie geologischen Prozessen verwittert. Silverpit ist jedoch rasch nach seiner Entstehung von Sedimenten der Tertiärzeit zudeckt worden. Dabei hat sich eine Fülle von Ringstrukturen erhalten. Wie der Geowissenschaftler John Spray von der kanadischen University of Brunswick in einem Kommentar in »Nature« darlegt, bieten diese Strukturen einzigartige Möglichkeiten zur Untersuchung solcher Einschlagkrater.

Ringsystem wie auf dem Mond

Die dreidimensionalen Karten von Silverpit gleichen den Angaben zufolge auffällig denen von Kratern auf dem Jupitermond Callisto und dem umfangreichen Ringsystem des Mare Orientale auf dem Erdmond. Der zentrale Krater von Silverpit hat einen Durchmesser von drei Kilometern und ist von ringförmigen Graben- und Rückensystemen umgeben, die einen Abstand von einigen hundert Metern haben und bis zu 50 Meter hoch sind. Die aus Kalk und Ton bestehenden Gesteine sind überwiegend in den Krater hineingerutscht, was die Entdecker zu dem Schluss kommen lässt, dass das Gestein damit die Lücke ausgefüllt hat, die beim Einschlag eines Asteroiden oder Kometen entstanden ist.

Über die Größe dieses Himmelskörpers werden keine Angaben gemacht. Es fehlt auch ein Bezug zum berühmten 170 Kilometer großen Krater von Chicxulub in Mexiko, der in etwa zu der selben Zeit wie Silverpit entstanden ist und zum Aussterben der Dinosaurier geführt haben soll.

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