Jeder kennt die Darstellung von Schlachtszenen auf alten Gemälden, aber auch in modernen Filmen: Die Szenen sind geprägt von Kriegern auf Pferden, die majestätisch und edel aussehen. Daher stammt auch die Redewendung vom "hohen Ross", auf dem man sitzt. Die Wirklichkeit im Mittelalter war allerdings eine andere, wie Forschende der britischen Universität Exeter herausgefunden haben.
Demnach saßen die Ritter keineswegs "hoch zu Ross". Ihre damaligen Pferde hätten zumeist ein Stockmass von weniger als 14,2 Handbreit gehabt. Das entspricht etwa 1,44 Meter. Damit waren die Schlachtrösser ungefähr so groß wie die Ponys, die wir kennen – aus heutiger Sicht also eher süß als furchteinflößend.
Mittelalterliche Schlachtrösser waren überraschend klein
Für ihre Studie, die in der Fachzeitschrift "International Journal of Osteoarchaeology" veröffentlicht wurde, untersuchten die Forschenden Pferdeknochen aus den Jahren 300 bis 1650, die in England gefunden wurden. Ihr Ergebnis: "Mittelalterliche Schlachtrösser waren überraschend klein", wie es in einer Mitteilung der Universität Exeter heißt.

In modernen Filmen würden Schlachtrösser oft mit einem Stockmaß von 17 oder 18 Handbreit dargestellt. Die Funde lassen nach Angaben der Wissenschaftler:innen allerdings darauf schließen, dass selbst Pferde mit einem Stockmaß von 15 oder 16 Handbreit sehr selten waren. Eine Handbreit entspricht etwa 10,5 Zentimetern. Sogar Destrier, die bekanntesten Schlachtrösser des Mittelalters, wirken aus heutiger Perspektive wenig beeindruckend. "Hochmittelalterliche Destrier mögen für die damalige Zeit relativ groß gewesen sein, waren aber eindeutig immer noch viel kleiner, als wir heute für gleichwertige Funktionen erwarten würden", sagt der Archäologie-Professor Alan Outram.
Die Welt der Ritter

Allerdings galt offenbar auch für Pferde, die auf dem Schlachtfeld eingesetzt wurden: Größe allein ist nicht alles. Zum einen erschienen den Menschen im Mittelalter die Pferde von damals wahrscheinlich bereits als groß. Zum anderen wurden unter Aspekten der Kriegstaktik die Schwerpunkte in der Zucht anders gesetzt, zum Beispiel auf das Temperament der Tiere oder körperliche Qualitäten.