Der vorzeitige Tod des Klonschafs Dolly hat in Großbritannien eine neue Diskussion über die Gefahren des Klonens in Gang gesetzt. Dolly, der erste Klon eines erwachsenen Säugetiers, hatte im Alter von sechs Jahren wegen einer Lungeninfektion eingeschläfert werden müssen. Unter guten Lebensbedingungen können Schafe doppelt so alt werden, etwa zwölf Jahre. Lungenkrankheiten sind außerdem typisch für ältere Tiere.
Obduktion abwarten
Prof. Richard Gardner, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Therapeutisches Klonen bei der Royal Society, sagte im «Daily Telegraph» (Samstagsausgabe), man müsse die Obduktion des Tiers abwarten. Dann werde man möglicherweise wissen, ob sich Dollys früher Tod darauf zurückführen lasse, dass sie ein Klon gewesen sei. «Wenn eine Verbindung bestehen sollte, wird dies ein weiterer Hinweis auf die Gefahren sein, die reproduktives Klonen mit sich bringt - und auf die Unverantwortlichkeit eines jeden, der versucht, dies auf Menschen zu übertragen.»
Vorsicht beim Klonen geboten
Robert Lanza, medizinischer Direktor des US-Unternehmens Advanced Cell Therapeutics, das Klontechniken zur Erzeugung von Organen anwendet, sagte der «Financial Times»: «Ich glaube, Dollys Tod bestätigt, was wir schon befürchtet hatten: dass mit dem Klonen Probleme verbunden sind. Er unterstreicht die Notwendigkeit größter Vorsicht, besonders beim Klonen von Menschen.» Das Klonen zur Herstellung von Stammzellen habe damit aber nichts zu tun.
Der Neurobiologe Prof. Keith Kendrick, Leiter eines Forschungsinstituts in Cambridge, sagte dagegen, es sei nicht ungewöhnlich, wenn ein Schaf mit sechs Jahren eingeschläfert werden müsse. Wenn Dolly zwölf Jahre alt geworden wäre, hätte das «einige Ängste hinsichtlich des Klonens abgebaut». Doch für Schlussfolgerungen jedweder Art sei es jetzt noch viel zu früh: «Auf der Grundlage eines Versuchstiers kann man nichts Seriöses folgern. Die Tür zum Klonen steht noch offen.»