Neue Affengattung Bellende Kletterkünstler

Keine andere Gruppe von Tieren ist so gut erforscht wie die Affen. Umso erstaunlicher, dass Forscher nun eine neue Gattung entdeckt haben: die Kipunji-Affen. Merkmale: schwarze Augenlider, wuschelige Haare und eine Vorliebe für Baumkronen.

Sie haben ein lustiges Haarbüschel auf dem Kopf und geben bellende Laute von sich. So hatten die Einwohner des Hochlands von Tansania einer Gruppe von Forschern die einheimischen Affen geschildert. Die Wissenschaftler wollten das nicht recht glauben, denn in Tansania kennen die Menschen viele Geschichten von wundersamen Tieren. Doch im vergangenen Sommer stießen zwei Forscherteams fast gleichzeitig auf Affen, die noch kein Wissenschaftler zuvor beschrieben hatte.

Anhand der ersten Bilder hielten sie die Tiere für Verwandte von Mangaben und ordneten sie zunächst der Gattung Lophocebus zu. Ein Jahr und zahlreiche Untersuchungen später stellt sich nun heraus, dass die Forscher falsch lagen: Sie haben eine völlig neue Affengattung entdeckt.

Erste neue Affengattung seit 80 Jahren

"Das ist sehr aufregend. Es bedeutet, dass das Zeitalter der Entdeckungen noch keineswegs vorbei ist", meint der amerikanische Affenexperte William Stanley. Sein Kollege Link Olson meint: "Dass wir eine neue Gattung der am gründlichsten untersuchten Gruppe von Säugetieren finden, zeigt uns, wie viel wir noch über die Artenvielfalt unserer Erde zu lernen haben." Es ist das erste Mal seit mehr als 80 Jahren, dass Wissenschaftler eine neue Affengattung in Afrika entdeckt haben. Biologische Gattungen fassen die am nächsten verwandten Arten zusammen und grenzen sie gegen entferntere Verwandte ab.

Ein Affenmännchen, das in der Falle eines Bauerns umgekommen war, wurde in die USA geflogen und in einem Labor sorgfältig zerlegt. Die Forscher untersuchten den Schädel, Knochen, Haut und Muskelfleisch. Mit Hilfe einer Erbgutanalyse fanden sie heraus, dass die neu entdeckten Affen doch nicht mit den Mangaben verwandt sind. Auch die ungewöhnlich schwarzen Augenlider sprachen dagegen. Näher stehen sie den Pavianen. Doch auch zu ihnen gibt es deutliche Unterschiede im Körperbau. Am Ende war klar: Die nur in Tansania lebenden Affen bilden eine eigene Gattung und brauchen folglich einen neuen Namen.

Sie leben in Rudeln in Baumkronen

Der Berg Rungwe, wo die Affen zum ersten Mal beobachtet worden waren, diente als Namensgeber für die neue Gattung Rungwecebus. Wissenschaftlich heißen die in Rudeln in Baumkronen lebenden Affen nun Rungwecebus kipunji, wie das Forscherteam um Tim Davenport von der tansanischen Wildlife Conservation Society nun in einer Online-Veröffentlichung des US-Fachblatts "Science" berichtet. Die Einheimischen werden die Affen allerdings weiterhin einfach Kipunji nennen.

In die Freude über die Entdeckung mischt sich jedoch die Sorge um den Fortbestand dieser Art, die schätzungsweise nur etwa 1000 Tiere umfasst. Die natürlichen Feinde sind Adler und Leoparden, doch die Menschen machen den scheuen Tieren mehr zu schaffen. Zum einen werden die Affen wegen ihres Fleisches gejagt, zum anderen werden die Wälder, in denen sie leben, immer weiter abgeholzt. Tierschützer wollen sich nun dafür einsetzen, dass die Kipunji-Affen zu einer gefährdeten Art erklärt werden.

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Ulrike Koltermann/DPA

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