Rätselhafte Schrift Die Knoten der Inka haben sich gelöst

Wichtige Nachrichten, Statistiken und Buchhaltung kodierten mit einer Knotenschrift, der Quipu. Wissenschaftler konnten einige der Knotenschnüre entziffern.

Die Inka waren ein stolzes Volk, das sich im 15. Jahrhundert über die gesamten Anden erstreckte. Obwohl sie weder Schrift noch Geld kannten, war ihr Staat streng und perfekt organisiert. Wichtige Nachrichten, Statistiken und Buchhaltung kodierten mit einer Knotenschrift, den Quipus. Wissenschaftler konnten einige Quipus nun entziffern.

Die geheimnisvollen Quipus, die Knotenschnüre der Inka, dienten unter anderem zur staatlichen Buchhaltung. Davon gehen die US-Wissenschaftler Gary Urton und Carrie Brezine aus. Mit Hilfe der vorhangähnlichen Gebilde seien die Höhe der staatlichen Abgaben an die oberen Behörden gemeldet worden, schreiben die Wissenschaftler von der Harvard University in Cambridge (US-Staat Massachusetts) im Fachjournal "Science" (Bd. 309, S. 1065) vom Freitag.

800 Quipus sind erhalten geblieben

An einem Hauptfaden sind bei den Quipus dutzende von Nebenfäden angeknüpft, die verschiedenartige Knoten haben. Je nach vertikaler und horizontaler Position, der Fadenfarbe und -länge und dem Knotentyp besitzen diese Knoten unterschiedliche Bedeutungen. Die meisten Quipus wurden durch die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert zerstört.

Obwohl die Inka das größte präkolumbische Reich der Neuen Welt aufgebaut hatten, besaßen sie keine voll entwickelte Schriftsprache. Die Inka benutzten das Dezimalsystem. Sie kannten wahrscheinlich auch die Null, die erste Stelle am Faden blieb ohne Knoten. Bis heute sind weltweit etwa 800 Quipus bekannt. Davon entfallen allein 289 Stück auf das Ethnologische Museum Berlin, das somit die größte Sammlung ihrer Art besitzt. Sie stammen fast alle aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Vieles noch unklar

Urton und Brezine unterzogen 21 Quipus, die in dem Inka- Verwaltungszentrum in Puruchuco bei Lima ausgegraben worden waren, einer Computeranalyse. Sieben der Knotengebilde konnten demnach als Register für Abgaben identifiziert werden. Sie geben nach Ansicht der Autoren Aufschluss über die Art und Weise, in der die Abgabenleistungen gemessen und an die verschiedenen Ebenen der Inka- Verwaltung weitergeleitet wurden. Die Abgaben bestanden vor allem in Arbeitstagen pro Jahr, die jeder auf staatlichen Feldern oder Baustellen zu verrichten hatte.

Die Wissenschaftler konnten anhand der Quipus mindestens drei verschiedene Verwaltungsebenen identifizieren. Dabei sei es gelungen, Angaben eines Quipus der untersten lokalen Ebene als Teilmenge auf einem Quipu der nächst höheren Ebene wiederzufinden. Allerdings sind nach wie vor viele Fragen offen. So sei unklar, wie die Verfasser und Leser der Quipus die Art der registrierten Gegenstände oder Leistungen - etwa Arbeitsstunden, Vieh, Produkte oder Handwerkserzeugnisse - festhielten.

DPA

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