Raumfahrt-Jubiläum Als die DDR der BRD davonflog

Vor 25 Jahren startete das Sojus-Raumschiff mit Sigmund Jähn und Waleri Bykowski und brachte den ersten Deutschen in den Weltraum.

Vor 25 Jahren startete das Sojus-Raumschiff mit Sigmund Jähn und Waleri Bykowski in den Weltraum. Zwischen 1961 und 1978 genossen ausschließlich Sowjets und Amerikaner das Privileg, ins All zu fliegen. Rund sechs Monate vor Jähn, am 2. März 1978, hob die erste internationale Crew an Bord einer Sojus-Kapsel ab. Fünf Jahre später nahmen die Amerikaner den ersten "Ausländer" mit: Ulf Merbold umkreiste im November 1983 im Space Shuttle Columbia die Erde.

Satellitenstaaten ins Weltall

Mit dem Interkosmos-Programm wollte die Sowjetunion auch ihren Satellitenstaaten den Weg in den Weltraum ebnen. Kosmonauten aus der Tschechoslowakei, Polen, der DDR, Bulgarien, Ungarn, Vietnam, Kuba, der Mongolei und Rumänien starteten zwischen 1978 und 1981 in den Erdorbit.

Sozialistische Geschlossenheit

Neben der Demonstration sozialistischer Geschlossenheit bei der Eroberung des Weltraums standen auch zahlreiche wissenschaftliche Projekte auf der Agenda der Kosmonauten. So hatte Sigmund Jähn unter anderem eine Spezialkamera aus Jena im Gepäck. Mit dem so genannten Multispektral-Fotokamerasystem MKF-6 konnten Aufnahmen der Erdoberfläche in verschiedenen Wellenbereichen gemacht werden. Solche Bilder helfen bei der Suche nach Bodenschätzen, Kartografie oder Umweltschutz.

Raumschiff-Oldtimer

Der Raumschifftyp, mit dem Jähn und seine Kollegen zu den Interkosmos-Flügen starteten, ist heute immer noch im Einsatz. In den robusten Sojus-Kapseln fliegen Astronauten oder Kosmonauten zur internationalen Weltraumstation ISS. Zahlreiche Systeme wurden in den vergangenen Jahrzehnten ständig modifiziert - an der Grundkonstruktion und dem Ablauf der Flüge hat sich aber nichts geändert. Zwei oder drei Passagiere finden in dem vier Kubikmeter kleinen Landemodul Platz. Im Gegensatz zum amerikanischen Space- Shuttle sind die Sojus-Raumschiffe nicht wieder verwendbar. Sie kehren nicht wie Atlantis oder Discovery im Gleitflug zur Erde zurück, sondern am Fallschirm.

Vor Katastrophen blieb auch das Sojus-Programm nicht verschont. Kosmonaut Wladimir Komarow stürzte 1967 in den Tod, als sich die Fallschirme seiner Kapsel nicht richtig öffneten. Vier Jahre später erstickten drei sowjetische Raumfahrer: Beim Eintritt des Landemoduls in die Erdatmosphäre versagte ein Ventil.

Das Sandmännchen im All

Die Sowjetunion bot Anfang der 80er Jahre nicht nur befreundeten Staaten einen Platz in den Sojus-Schiffen an. Ungeachtet der politischen Eiszeit zwischen Ost und West startete am 24. Juni 1982 der erste französische Raumfahrer, Jean Loup Chretien, zu seiner Mission. In den folgenden Jahren wurden internationale Besatzungen die Regel. Aber schon Jähn und Bykowski hatten bei ihrem Flug einen weiteren, prominenten Kollegen an Bord: Gemeinsam mit ihnen startete ein DDR-Fernsehsandmännchen ins All.

DPA

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