Sieben Astronauten sind am Samstag ums Leben gekommen, als die US-Raumfähre "Columbia" beim Landeanflug über dem US-Bundesstaat Texas auseinander brach und abstürzte.
Die US-Raumfahrtbehörde NASA sprach von einem "wahrhaft tragischen Tag"“. Für Angaben zur Unglücksursache sei es noch zu früh. US-Präsident George W. Bush sagte in einer Fernsehansprache: "Unsere gesamte Nation trauert." Die NASA hatte wenige Minuten vor der geplanten Landung den Kontakt zur Raumfähre verloren, als sich diese in rund 63 Kilometer Höhe befand. In Texas gingen Trümmer nieder. Es war das schwerste Unglück in der US-Raumfahrt seit der Explosion der "Challenger" vor 17 Jahren. US-Regierungsvertreter sagten, es gebe keine Hinweise auf eine Terrortat. Zur "Columbia"-Besatzung gehörte neben sechs US-Raumfahrern auch Ilan Ramon, Israels erster Astronaut.
Die "Columbia" war die älteste Fähre in der Raumflotte der NASA und hatte 1981 ihren Jungfernflug absolviert. Sie war am 16. Januar zu ihrem Einsatz gestartet. Aus Furcht vor Terroranschlägen war der Start von beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen begleitet worden. In der 42-jährigen Geschichte der bemannten US-Raumfahrt war es bislang nie zu einem Unfall bei der Rückkehr eines Raumschiffs zur Erde gekommen, obwohl der Wiedereintritt in die Atmosphäre ebenso wie der Start als besonders kritisch gilt.
NASA: Datenverlust erstes Anzeichen von Problemen
Die NASA verlor gegen 15.00 Uhr MEZ den Kontakt mit der Fähre, 16 Minuten vor der geplanten Landung. Zuvor hatte der Verlust von Sensordaten auf ein potenzielles Problem hingedeutet, sagte der Leiter des Shuttle-Programms im NASA-Kontrollzentrum, Ron Dittemore. "Die ersten Anzeichen waren der Verlust von Sensoren, Temperatursensoren in den hydraulischen Systemen auf der linken Seite." Minuten später waren andere Probleme aufgetreten, darunter der Ausfall von Reifendruckanzeigen am linken Hauptfahrwerk.
Erst wenn die Unglücksursachen geklärt seien, wird es wieder Starts von US-Raumfähren geben, sagte Dittemore. Der Zeitplan für künftige Einsätze der Raumfähren sei unklar. "Wir werden in der nächsten Zeit 24 Stunden am Tag die Daten auswerten."
Im US-Fernsehen sagte ein Augenzeuge aus Waco in Texas: "Ich habe die Fähre die ganze Zeit verfolgt, und dann ist sie anscheinend auseinander gebrochen." Auf Fernsehbildern waren mehrere weiße Streifen am Himmel zu sehen, die auf ein Auseinanderbrechen der Fähre hindeuteten. Normalerweise hinterlässt die Fähre nur einen Kondensstreifen. Entlang einer 190 Kilometer langen Strecke im Osten von Texas gingen Wrackteile nieder.
Israel reagierte mit Entsetzen
Bush sagte, die USA trauerten um die Astronauten, die Mut und Idealismus bewiesen hätten. Trotz des Absturzes werde das US-Raumfahrtprogramm weitergehen, sagte Bush in getragenem Ton in seiner Fernsehansprache. Der US-Präsident kondolierte zudem dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon am Telefon und sprach dabei von einem tragischen Tag für die Familien der sieben Astronauten und für die Wissenschaft. Papst Johannes Paul II. betete während einer Messe im Petersdom für die getöteten Astronauten. Palästinenser-Präsident Jassir Arafat drückte ihren Familien sein Mitgefühl aus. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder kondolierte Bush und Scharon.
Die Nachricht vom Tod Ramons bei dem Absturz war in Israel mit Entsetzen aufgenommen worden. Ramon war ein Kampfpilot der israelischen Luftwaffe und hatte zuerst im Jom-Kippur-Krieg von 1973 gedient. An Bord der "Columbia" war er für mehrere Experimente verantwortlich.
Aufklärung wird sehr schwer
Die Ursache des Absturzes wird sich nach Einschätzung des deutschen Raumfahrtexperten Bernd Höfer vermutlich nur sehr schwer aufklären lassen. "Wenn es richtig ist, dass der Funkkontakt abgebrochen ist, wird es wohl ein Problem sein, die Daten auszuwerten", sagte der Vize-Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Es gebe eine Vielzahl von möglichen Ursachen. So seien Raumfahrzeuge beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre großem Druck und großer Hitze zwischen 1.800 und 2.000 Grad Celsius ausgesetzt.
Das bislang schwerste Unglück der US-Raumfahrtgeschichte hatte sich am 28. Januar 1986 ereignet, als die Raumfähre "Challenger" mit sieben Astronauten an Bord nach dem Start explodiert war. Es dauerte 32 Monate, bis die NASA wieder eine Fähre startete. Noch am Dienstag, dem 17. Jahrestag des Unglücks, hatte die Besatzung der "Columbia" eine Gedenkminute für die toten Kollegen eingelegt.