US-Regierung Maulkorb für Nasa-Klimaexperten

Die US-Regierung soll nach einem Bericht der "New York Times" versucht haben, einen führenden Klimaexperten der Nasa mundtot zu machen. Der Wissenschaftler hatte zuvor öffentlich eine stärkere Reduzierung der Treibhausgase gefordert.

In einem am Samstag veröffentlichten Interview der "New York Times" sagte der Direktor des Goddard Instituts für Weltraumstudien bei der Nasa, James Hansen, er sei von der Abteilung für öffentliche Angelegenheiten unter Druck gesetzt worden. Vertreter des Nasa-Hauptquartiers hätten Mitglieder der Abteilung angewiesen, seine Vorträge, Artikel und Interview-Anfragen zu kontrollieren. "Sie halten es für ihre Aufgabe, die an die Öffentlichkeit gehenden Informationen zu zensieren", zitierte die Zeitung den Wissenschaftler.

Nasa bestreitet Vorwürfe

Ein Nasa-Sprecher bestritt der Zeitung gegenüber, dass es Versuche gab, Hansen mundtot zu machen. Die Maßnahmen beträfen jeden, der öffentlich für die Nasa spreche. Wissenschaftler könnten frei über wissenschaftliche Ergebnisse sprechen, sollten politische Erklärungen jedoch Politikern überlassen, fügte der Sprecher der Zeitung zufolge hinzu. Der Bericht erschien bereits auf der Internetseite der Zeitung und soll in der gedruckten Ausgabe vom Sonntag zu lesen sein.

Hansen ist unter anderem für Computersimulationen des globalen Klimas zuständig. Seit 1988 warnte er der Zeitung zufolge wiederholt öffentlich vor den Gefahren von Ausstößen, die zur Erderwärmung beitragen. Der 63 Jahre alte Hansen, der seine wissenschaftlichen Ergebnisse 2001 schon im Weißen Haus vorstellen konnte, ist für Computersimulationen des globalen Klimas zuständig. Seit vielen Jahren warnt der Physiker bereits vor den Gefahren der Treibhausgase für die Erdatmosphäre. Hansen hatte vor der Präsidentschaftswahl 2004 den Demokraten John Kerry unterstützt hat und fiel daraufhin im Weißen Haus in Ungnade.

Schreckliche Konsequenzen angedroht

Der Druck auf ihn habe nach einem Vortrag vor der Amerikanischen Union für Geophysik begonnen, in dem er erklärte, eine signifikante Verringerung der Emissionsmengen könnte mit bereits vorhandener Technik erreicht werden. Nach Anrufen aus dem Nasa-Hauptquartier hätten ihn Vertreter der Abteilung für Öffentliche Angelegenheiten schreckliche Konsequenzen angedroht, sollte er solche Erklärungen wiederholen. Der "New York Times" zufolge bestätigten Mitglieder der Abteilung dies.

Hansen betonte, er werde die Verbote der Regierung ignorieren. Es wäre seiner Meinung nach unverantwortlich, zu schweigen - schließlich sei es Teil der Nasa-Mission "unseren Heimatplaneten zu verstehen und zu beschützen".

Reuters, DPA

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