Weltklimarat warnt vor Extremwetter Menschheit drohen mehr Naturkatastrophen

Kurz vor dem Beginn des UN-Klimagipfels in Durban zeigt ein Bericht des Weltklimarats: Die Menschheit muss sich auf mehr Hitzewellen und Sturmfluten einstellen.

Mehr als drei Jahre haben Wissenschaftler im Auftrag der Vereinten Nationen (UN) Tausende Klimastudien unter die Lupe genommen. Ziel der Experten war es zu untersuchen, ob der weltweite Klimawandel zu mehr extremen Wetterereignissen wie Stürmen, Überschwemmungen und Dürren führt. Nun wurde eine Zusammenfassung der Analyse in der ugandischen Hauptstadt Kampala veröffentlicht. Der Sonderbericht des Weltklimarats IPCC zeigt der Weltgemeinschaft noch einmal deutlich, was für erschreckende Folgen ein Nichthandeln haben würde - und er ist ein Weckruf kurz vor dem UN-Klimagipfel in Durban, der am 28. November beginnt.

Der Bericht macht vor allem eines deutlich: Auch wenn keiner mehr leugnet, dass der Mensch durch seinen Ausstoß von Treibhausgasen die Erde erwärmt, ist das Klima ein komplexes System. Prognosen sind schwierig, da extreme Wettereignisse zu selten sind, um Veränderungen in der Häufigkeit und Intensität mit Sicherheit festzustellen, schreiben die Autoren. Noch schwieriger sei es, die zukünftige Entwicklung vorauszusagen.

Der Weltklimarat äußert sich daher in dem Report vorsichtig - und unterteilt in Wetteränderungen, die "wahrscheinlich" sind und in solche, die "möglicherweise" zunehmen.

  • Demnach werden mit hoher Sicherheit Hitzeperioden häufiger, die Anzahl an Kälteperioden geht dagegen zurück.
  • Global würde höchst wahrscheinlich die Zahl der Starkniederschläge ansteigen, schreiben die Autoren.
  • Sturmfluten werden häufiger auftreten, da die Erderwärmung den Meeresspiegel ansteigen lässt.
  • Möglich ist den Autoren zufolge, dass Dürren zunehmen - unter anderem in Mitteleuropa, der Mittelmeerregion und Südafrika.
  • In den USA, der Karibik und auf kleineren tropischen Inseln werden sich nach IPCC-Prognosen die Windgeschwindigkeiten von Wirbelstürmen möglicherweise erhöhen. Diese tropischen Stürme könnten zwar heftiger, aber auch seltener werden.
  • Zudem werde die weltweite Gletscherschmelze dem Report zufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit die Stabilität der Bergregionen gefährden.

Konkrete Folgen der "wahrscheinlichen" Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur um zwei bis fünf Grad bis 2100 könnten Überschwemmungen etwa in den Slums von Nairobi und weitere Dürreperioden in der westlichen Sahelzone sein. Auch für kleinere Inseln im Pazifik, Atlantik und im Indischen Ozean sieht die Zukunft dem Bericht zufolge alles andere als rosig aus: Der Meeresspiegelanstieg in Verbindung mit immer heftigeren Wirbelstürmen könnte dramatische Auswirkungen auf das Leben der Inselbewohner, die Landwirtschaft, die Wirtschaftslage und die Tourismusindustrie in den betroffenen Gebieten haben.

Mehr Hitzewellen in Westeuropa

In Europa wird die Erderwärmung ebenfalls spürbar sein: Speziell in Westeuropa werden Hitzewellen wie die von 2003 zunehmen und sich negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung und vor allem älterer Menschen auswirken. Während das erwartete Extremwetter in den Industrieländern vor allem riesige Kosten verursachen würde, bezahlen es in den Entwicklungsländern viele Menschen mit dem Leben. "In der Zeit von 1970 bis 2008 ereigneten sich 95 Prozent der durch Naturkatastrophen verursachten Todesfälle in Entwicklungsländern", heißt es in der Kurzfassung des Reports für Politiker.

Es sei nun dringend nötig, mehr Geld in Katastrophenvorsorge und nicht nur in Katastrophenhilfe und Wiederaufbau zu stecken, sagte der Klimaexperte des Internationalen Roten Kreuzes und Mitautor des Berichts, Maarten van Aalst. "Wir sehen zwar weltweit generell eine Zunahme bezüglich der Bemühungen, sich auf mögliche Katastrophen vorzubereiten, aber das ist lange noch nicht genug."

Gemeinsames Vorgehen gefordert

Als Gegenmaßnahmen empfehlen die Wissenschaftler zudem eine stärkere internationale Zusammenarbeit und Kommunikation, weitere Forschungen, um die Situation zu beobachten, sowie eine bessere Wasser- und Abwasserversorgung. Auch Städte müssten sich besser für die Hitzewellen rüsten. "Wir hoffen, dass der Bericht die wissenschaftliche Grundlage für vernünftige Entscheidungen bezüglich Infrastruktur, urbaner Entwicklung, öffentlicher Gesundheit und Versicherungen sein kann, ebenso wie für die Planungen von lokalen Organisationen bis hin zum internationalen Katastrophenmanagement", sagte Chris Field, der den Report mitverfasst hat.

Der Weltklimarat veröffentlichte am Freitag zunächst nur eine Kurzfassung des Reports für Politiker. Der ausführliche Sonderbericht "Managing the Risks of Extreme Events and Disasters to Advance Climate Change Adaptation" (SREX) soll im kommenden Februar erscheinen.

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lea/DPA

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