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Prachtvolle Wanderausstellung Ramses II., dieser Pharao besiegte die mächtigen Hethiter und führte Ägypten in die größte Blütezeit

Die Rekonstruktionen erstahlen im alten Farbglanz - zu bunt gab es in Ägypten nicht.
Die Rekonstruktionen erstahlen im alten Farbglanz - zu bunt gab es in Ägypten nicht.
© Houston Museum of Natural Science / pr
Die Ausstellung "Ramses der Große und das Gold der Pharaonen" feiert die Götter, die Herrscher und die große Liebe des Pharaos. Durch Computer-Animationen werden die Ausstellungsstücke lebendig, so auch die Schlacht von Kadesh – mit seinem Sieg führte Ramses II. Ägypten in eine goldene Ära.

Vor der Schlacht von Kadesh 1275 vor Christus stellte Ramses II. seine Truppen in vier Gruppen auf, benannt nach den großen Göttern Amun, Re, Ptah und Seth. Und den Beistand der Götter würden seine Soldaten auch brauchen. Denn der junge Ramses führte nur etwa 20.000 Mann ins Feld, die Gegner unter dem König der Hethiter Muwattalli 37.000. Dazu besaßen die Ägypter und ihre Verbündeten nur Waffen aus Bronze, die Hethiter hingegen hatten als erstes Volk in der Geschichte Hiebwaffen aus gehärtetem Eisen.

Allein mit Gott siegte der Pharao

Der Legende nach und gemäß der ägyptischen Überlieferung hat Ramses II. quasi eigenhändig und verlassen vom Großteil seiner Truppen den Sieg errungen, weil der Gott Amun selbst ihm im Kampf zur Seite stand. Ganz so spektakulär verlief die Schlacht in Wirklichkeit wohl nicht. Dem eingeschlossenen Pharao gelang ein taktisch hervorragender Ausbruch. Die Schlacht selbst endete mit einem Patt, doch die für Ägypten bedrohliche Expansion der Hethiter wurde gestoppt. Wenig später verschwand ihr Reich aus der Geschichte.

Dieser Sieg und seine monumentalen Bauten machten Ramses II. zu einem der größten und bekanntesten Pharaonen überhaupt. Heute geht der gewaltige Krieger wieder auf Reise. Mit einer Wanderausstellung kündet er vom Gold und Ruhm der Herrscher und soll wohl auch dem notleidenden Tourismus seines Landes auf die Beine helfen.

Ägypten als Spektakel

Erster Stopp der Ausstellung ist Houston. Von Erklärbär-Ausstellungen mit spärlichen Exponaten und ellenlangen Texttafeln hält diese Ausstellung nichts. Sie ist ein überwältigendes Spektakel – auch das dürfte Ramses dem Großen entgegenkommen. Sein Meisterstück, die Schlacht von Kadesh, wird auf drei Bildschirmen zu einem dreidimensionalen Erlebnis. Da marschieren die Truppen durch den Raum, Pfeile schwirren und Löwen springen den Streitwagen entgegen.

"Technologie kann die Ausstellung und die Objekte zu einem Nervenkitzel, einem Abenteuer, einem Mysterium machen ... das die Besucher 3000 Jahre zurück in die Zeit der Pharaonen versetzt", so der Kurator der Ausstellung, der ägyptische Archäologe Zahi Hawass, zum "Smithsonian Magazine". Staunen soll der Zuschauer vor der Macht der Pharaonen und der Größe des Alten Ägyptens. Wundern kann dieses Konzept nicht. Ägypten selbst hat sich in den letzten Jahren deutlich von der Gelehrten-Ausstellung abgewandt und zelebriert seine Geschichte mit spektakulären Umzügen und allem erdenklichen Pomp. Motto: Was den größten Pop-Acts auf der Bühne recht ist, kann den Göttern Ägyptens nur billig sein.

Der Wächter der Harmonie

Ramses II. regierte nicht nur 67 Jahre, von 1279 bis 1213 v. Chr., die Zeit seiner langen Herrschaft hinterließ eine Vielzahl an Zeugnissen aus allen Bereichen des Lebens, was in der Ägyptologie keineswegs selbstverständlich ist. Neben den offiziellen Aufzeichnungen – allein zur Schlacht gibt es drei Quellen – findet sich Material aus der Verwaltung, aber auch Zeugnisse von Bauarbeitern, Priestern und Handwerkern. Die militärische Stärke und das diplomatische Geschick des Pharaos führten zu politischer Macht und beides wiederum zu Einkünften, die Wirtschaft blühte. So konnte Ramses ein großer Baumeister werden. Im ganzen Reich wurden damals Tempel, Gräber, Statuen und Obelisken errichtet. Häufig errichtete er seine Bauten auf Mauern und Fundamenten älterer Gebäude. Früher sah man darin Zeichen von Sparsamkeit und eines Niederganges, der mehr Schein als Sein war. Heute nimmt man anderes an: Die Orte und die Reste der alten Tempel und Anlagen sollten nicht verdeckt werden. Im Gegenteil, die Legitimität und das Heil der alten Stätten sollten die Neubauten aufladen.

Die Große Gemahlin Nefertari

Die größten und bekanntesten Bauwerke sind die Tempel von Abu Simbel. Tief in den Felsen gehauen huldigen sie den Sonnengöttern und einer Frau: Nefertari. Der geliebten Königin, der "Großen königlichen Gemahlin". Damals wurde sie in gleicher Größe wie ihr Gatte dargestellt. Inschriften im ganzen Reich beschworen ihre Schönheit und die Liebe des Pharaos zu ihr. Mit Tete und Nofretete gehört sie zu den drei großen Königinnen, doch an Macht überragte die Gemahlin von Ramses alle anderen.

Ramses ist bis heute das Synonym für pharaonische Größe, er trug den  Namen Userma'atre'setepenre - Wächter von Harmonie und Frieden. 181 einzigartige Artefakte gehen auf die Reisen, die meisten aus der Zeit des Herrschers. Insgesamt zehn Städte werden besucht. Anstelle von Texten setzen die Kuratoren auf animierte Videosequenzen, die Objekte wieder in den einstigen Zusammenhang stellen. Aus einzelnen Artefakten werden lebendige Ensemble, so wie sie im Alten Ägypten ausgesehen haben. Das ist auch ein Bruch in der Archäologie. Die europäische dominierte Wissenschaft hatte stets ein gewisses Unbehagen an der prallen Pracht und grellen Buntheit der Antike. Man war geradezu entsetzt, als man feststellen musste, dass die Statuen aus makellosem Marmor von Griechen und Römern ursprünglich bunt bemalt wurden.

Prachtvolle Vergangenheit

Diesen Hang zu einer Schwarz-Weiß-Ästhetik teilen die Ägyptologen aus Ägypten nicht. Drohnenaufnahmen werden so aufbereitet, bis die Anlagen von Abu Simbel oder Ramesseum wieder komplett dargestellt werden. Die heute verblassten Farben der Wände und Hieroglyphen leuchten erneut in gleißenden Farben. Wer mag, kann eine Virtual-Reality-Tour durch Abu Simbel und das Grab der Nefertari machen, geführt vom Geist der Großen Gemahlin selbst. Hawass, ehemaliger ägyptischer Staatsminister für Altertümer, leitet heute die "größte Ausgrabung, die je stattgefunden hat" im Inneren des Ramses-Grabes. Er ist zuversichtlich immer neue Kenntnisse und Sensationen zutage zu fördern. Was man oberhalb des Bodens sehen könne, stelle vielleicht 40 Prozent dessen dar, was das Land Ägypten verbirgt. "Wir machen viele Entdeckungen in Ägypten. Das passiert jeden Monat."

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