Gizeh Bauirrsinn in Ägypten - 50 Zentimeter zwischen Balkon und Stadtautobahn

Seit Anfang der Woche kursieren diese Bilder im Netz.
Seit Anfang der Woche kursieren diese Bilder im Netz.
© Twitter/Screenshot
Ganz Ägypten streitet über ein irrwitziges Brückenprojekt. Die zwölf Kilometer lange Brückenkonstruktion streift beinahe die angrenzenden Häuser. Nun will der Projektleiter, Generalmajor Mahmoud Nasser, alle Gebäude, die zu nah an seiner Brücke stehen, abreißen lassen.

Eine Autobahn direkt vor dem Balkon - dieser Albtraum wird im ägyptischen Gizeh gerade wahr. Dort wird eine Autobahn auf Stelzen direkt zwischen den Wohnblocks errichtet. Teilweise liegen nur 50 Zentimeter zwischen der Fahrbahn und den Balkons. In Kommentaren wird bereits über ein Verbot, die Wäsche zum Trocknen aufzuhängen, gewitzelt, weil ein flatterndes Bettlaken den Autofahrern die Sicht nehmen würde.

Die zwölf Kilometer lange Brückenkonstruktion soll eine Ringstraße um Kairo herum abschließen. Nun ist das Projekt zu einem Symbol für die Unfähigkeit und Korruption der Regierung geworden. Tatsächlich gibt es unterschiedliche Meinungen, wer dafür verantwortlich ist, dass Brücke und Balkone so nah zusammenliegen.

Eigentlich sollten die Eigentümer der anliegenden Häuser entschädigt worden sein. Hani Younis, der Medienberater des Premierministers, sagte: "Es gibt eine Viertelmilliarde Pfund, die für die Entschädigung der betroffenen Grundstücke der Achse vorgesehen sind, die abgerissen werden sollen, aber es gibt auch andere Grundstücke, die nicht entschädigt wurden."

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Illegale Brücke oder illegale Bauten

Auch der Leiter der Wiederaufbaubehörde in Ägypten, Generalmajor Mahmoud Nasser, versprach in einem Interview, das alle betroffenen Bewohner entschädigt werden. Der Generalmajor setzt auf den Druck des Faktischen: "Wenn ich damit warte, erst all diese Wohnblöcke abzureißen und alle Bewohner umzusiedeln, würde ich 20 Jahre brauchen, um das Projekt abzuschließen. Wenn jemand betroffen ist, werden wir einen Ausschuss hinschicken, der über die angemessene Entschädigung pro Wohnung entscheidet und dann die Eigentümer bezahlen und dann können sie umziehen."

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In gewisser Weise lässt er den Bewohnern kaum eine Wahl. "Wenn sie sich dafür entscheiden, dortzubleiben, werden sie nicht entschädigt. Das ist dann ihre Entscheidung. ... Ich weiß nicht, warum diese Bilder jetzt im Umlauf sind, wir arbeiten seit letztem Jahr an dieser Brücke".

Der wirkliche Sprengstoff könnte sich in einem weiteren Satz des Militärs verbergen. "Wenn Bewohner keine Genehmigung haben, dort zu wohnen, werden sie auch keine Entschädigung erhalten", drohte er. Das bedeutet, Bewohner eines illegal errichteten Hauses gehen leer aus. In Ägypten ist es durchaus möglich, dass auch große Wohnblocks verbotenerweise gebaut wurden. Ebenfalls ist es nicht unüblich, eine genehmigte Wohnanlage breiter und höher zu errichten, als in den Plänen angegeben wurde. Laut Nassar und dem zuständigen Ministerium wird die Brücke korrekt errichtet, doch die gezeigten Gebäude würden gegen Bauvorschriften verstoßen. Sie sollen nun abgerissen werden. Vertreter der Bewohner sagten ägyptischen Medien hingegen, dass die Bauten 2008 legal mit allen notwendigen Lizenzen errichtet wurden.

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